1. BAROV Auktion in Berlin, Gesundheitsministerium
Nun ist sie also vorbei, die erste Auktion des BAROV. 12 Millionen Papiere suchten und fanden am 28.6.2003 ihre Käufer. Im Klartext Zuschlagsquote 100%. Sammler, Händler oder Neugierige alle waren im Saal und die Herren Braun und Stoess konnten mehr als 300 Besucher begrüßen. Startbeginn war aufgrund des großen Andrangs kurz nach 10.00 Uhr im Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung.
Gleich zu Beginn wurde eines klar, geschenkt gab es an diesem Tag nichts. Sammler sind gierig und die Preise der Sammlerlots waren von Beginn an hoch. Gestartet wurde mit den Branchen Lots. Keines der Lots ging dabei zum Ausruf, jedes Lot bewegte sich in einem preislichen Rahmen der vom ersten bis zum dritten Lot der gleichen Art fast beibehalten wurde und die geringste Steigerung eines Lots war eine Verdreifachung des Ausrufs (Holz und Möbel). Dem gegenüber standen Banken und Kreditinstitute 1870-1913 (etwa 15-fache), Brauereien 1872-1943 (14 - 17-fache), Eisen- und Straßenbahnen 1870-1913 (17 - 20-fache), Schiffahrt (11-fache) und das Taler Lot (11 - 12-fache). Alle weiteren bewegten sich zwischen dem 5-10 fachen des Ausrufs.
Danach waren die Händler am Zug. War man vor der Auktion noch skeptisch ob wirklich alles zugeschlagen würde, so konnte man spätestens nach den gemischten Großlots sehr optimistisch sein. Auch die Händler folgten der gierigen Sammlerschar und es kam zu schönen und langen Bietgefechten. Die beiden größten Lots 564.500 und 5,2 Millionen Stücke wurden mit 32.000 und 88.000 EURO zugeschlagen und spätestens dann wußte wohl jeder im Saal, daß er von diesem Ereignis auch noch seinen Enkeln erzählen kann.
Verständlich, daß es in der Folge ganz besonders bei den dekorativen oder bekannten Titeln zu erstaunlichen Zuschlägen kam. Das der Schätzpreis nicht erreicht wurde war die Ausnahme. Daran änderte auch die Unterbrechungen durch eine Mittags- und eine Kaffeepause nichts. Zwar bemerkte man die vollen Bäuche (war das jeweilige Buffet zu gut?) kurz nach dem Wiederanlauf, aber schon nach wenigen Minuten herrschte wieder Goldgräberstimmung.
Es ist schwierig an dieser Stelle jedes Einzelergebnis zu beleuchten trotzdem ein paar Highlights aus diesem Teil der Auktion:
Actienbrauerei Neustadt-Magdeburg, 1872-1942, 9350 Stück, Schätzpreis 4.000/Zuschlag 26.000 EURO
AG Hotel Bellevue Dresden, 1872 u.1941, 3700 Stück, 2.500/16.500
Allgem. Lokal- u. Strassenbahn Berlin, 1896-1942, 20.500 Stück, 3.500/10.000
Auto Union AG, 1932, 5.600 Stück, 3.000/21.000
BMW, 1925-1943, 34.850 Stück, 17.500/25.000
Buderus'sche Eisenwerke, 1896-1939, 69.000 Stück, 15.000/12.000
Daimler Benz, 1939-1942, 78.000 Stück, 30.000/62.500
Dortmunder Ritterbrauerei, 1918-1929, 7550 Stück, 2.500/9.500
Erste Kulmbacher Actien-Exportbierbrauerei, 1923, 3500 Stück, 1.000/8.000
Ford Werke, 1941, 12.250 Stück, 5.000/11.000
Magdeburger Strassen-Eisenbahn-Gesellschaft, 1898 u. 1920, 4.000 Stück, 1.750/4.200
Münchner Rückversicherungges., 1929, 2.500 Stück, 1.250/7.750
Neu Guinea Comp., 1914, 6.000 Stück, 2.000/13.000
Sächsische Bodencreditanstalt, 1926-1930, 45.600 Stück, 6.000/4.900
Savoy Hotel AG, 1899, 1.250 Stück, 600/4.000
Alle Lose mit einem Ausruf unter 1.000 EURO wurden teilweise erheblich darüber zugeschlagen, diese aber alle aufzuführen würde den Rahmen sprengen. Einzig die Preussische Pfandbrief-Bank war mit 31.200 Stücken nur schwer zu platzieren. Aber schließlich fand sich mit 3.400 EURO (Schätzwert 4.000) auch für dieses Lot ein Käufer.
Der nächste Teil waren dann die Branchen und geographischen Großlots. Auch hier kam es wie es kommen mußte. Beispiel gefällig? Bergbau, 1887-1942, 77 Posten, 284.400 Stück Schätzpreis 25.000/ Zuschlag 36.000. Alle Großlots dieser beiden Auktionsteile gingen zum Teil erheblich über den Schätzpreis. Oft wurde der Preis verdoppelt aber wenn man Pech hatte, dann kam auch mal das 4-fache des Schätzpreis als Ergebnis heraus.
Zum Schluß schlug dann noch einmal die Stunde der Sammler und diese ließen das Auktionshaus nicht im Stich. Die Geographischen Sammlerlots liefen wie die Branchen Sammlerlots. Zwar hatte sich der Saal natürlich etwas geleert (es war zwischenzeitlich 18.30 Uhr geworden) aber erneut kam es zu interessanten und heftigen Bietgefechten. Franken 1895-1943 (11-fache), Niedersachsen 1881-1942 (10-fache), Dresden 1870-1938 (10 - 14-fache) Thüringen 1901-1943 (10,5-12,5 fache) auch die Heimatsammler waren gierig und ließen fast keinen Kauf unter dem 4-fachen des Schätzpreises zu.
So endete um kurz vor 20.00 Uhr eine Auktion, die eigentlich bis 17.00 beendet sein sollte, aber niemand fand dies schlimm. Hatten doch die vielen Bietgefechte die angesetzte Zeit verlängert und darum geht es doch eigentlich bei einer Präsenzauktion.
Fazit: Eine Veranstaltung von historischer Bedeutung mit einem für unseren Markt historischen Ergebnis (meine Schätzung 2,7-2,8 Mio. EURO). Einzig die Schriftbieter waren die "Dummen", der Saal gönnte ihnen kaum ein Lot. Besonders erfreulich auch die sehr große Zahl von neuen Marktteilnehmern. Hier hat das Team von Busso Peus Nachf. es geschafft neue Interessenten zu aktivieren, die mit den unterschiedlichsten Ausrichtungen in diese Auktion gingen. Manch einer will sicher seinen Handel um historische Wertpapiere erweitern, andere wollen die Stücke erst einmal liegen lassen und sehen was passiert und wieder andere legen sie als vererbbare Masse "nur" in den nächsten Tresor. Was auch immer die Beweggründe sein mögen, man kann als Sammler den neuen Marktteilnehmern und den natürlich auch engagierten bekannten Händlern nur viel Glück bei ihren Aktivitäten wünschen.
Ein Dank sei an dieser Stelle dem Team von Dr. Busso Peuss Nachf. und den Mitarbeitern des BAROV gesagt. Ihr Engagement und Einsatz hat sicher sehr dazu beigetragen, daß diese Veranstaltung ein Erfolg war. Wobei besonders der für ein "Erstlingswerk" hervorragende Katalog erwähnt werden muß. Man kann sich als Sammler nur wünschen, daß dieses Team auch die folgenden Auktionen begleitet, denn dann muß uns um das Gelingen auch der folgenden Veranstaltungen nicht Bange sein.