65. Auktion der Freunde Historischer Wertpapiere und Sammlertreffen am 6.4./7.4.2002 in Frankfurt, Queens Hotel
Wer setzt sich schon an einem schönen, sonnigen Samstagmittag von 13.00 - 19.00 Uhr in den Auktionssaal? Etwa 60 Sammler historischer Wertpapiere haben es getan. Davon waren ca. 35-40 wirkliche Bieter, deren Nummer während der Auktion mindestens einmal gezeigt wurde. Geht der Trend etwa zur 2. Bieternummer und die Anwesenden bei einer Präsenzauktion haben auch schon Schriftgebote abgegeben? Fast scheint es so, denn wie sonst kann man das recht große Interesse und die wenigen aktiven Bieter erklären.
Die Auktion selbst wurde wieder nach dem bekannten System durchgeführt, d.h. daß nicht jedes Los aufgerufen wird. Dadurch ist ein vollständiger Überblick über die verkauften Stücke zwar nicht möglich, aber durch die neue Katalogaufteilung entsteht doch etwas mehr Transparenz. Die Herren Bennecke, Drumm und Weingarten jedenfalls riefen die 956 Lose nach dem Auslandsteil und den Varia (575 Lose) nach Epochen auf und dabei wurde deutlich, wo die Stärken und Schwächen des Marktes zur Zeit liegen.
Der Auslandsteil, wie oft in den Frankfurter Auktionen stark berücksichtigt, war sehr gut beboten und auch der Saal nahm das eine oder andere dekorative Stück mit. Die Veranstalter können mit dem Ergebnis dieses Teils sicher sehr zufrieden sein, denn selbst ein "schwieriges" Sammelgebiet wie Norwegen konnte gut plaziert werden.
Im ab 15.30 Uhr folgenden Deutschlandteil war die Situation schon eher durchwachsen. Hier setzte sich der Trend fort, daß seltene und gute Stücke auf einem korrigierten Preisniveau ihren Käufer finden. Wie in den letzten Auktionen ist jedoch das untere und mittlere Segment der Vorkriegspapiere zwischen 100 und 500 EURO nur sehr schwer an die Sammler zu bringen. Dies mag zum Teil am noch immer etwas zu hohen Preisniveau liegen, könnte aber auch mit einer gewissen Marktsättigung erklärt werden. Die Altsammler sind eingedeckt und kaufen diese Titel einfach nicht mehr und die Händler wissen das auch, so daß kaum Nachfrage vorhanden ist. Bei den DM-Papieren ist dagegen ein deutlich positiverer Trend erkennbar. Hier werden sehr viele Papiere angeboten, aber die Nachfrage scheint zur Zeit noch größer. Nur so kann man sich die teilweise doch überzogenen Preise erklären. Hoffentlich kommt für manch einen Neusammler nicht das böse Erwachen, wenn er feststellt, daß seine teuer erworbenen Papiere bei einem Verkauf oft nur noch ein Drittel einbringen.
Bemerkenswerte Einzelergebnisse:
Snively Copper Mining Co., Washington D.C., 1883 (Ausruf 1400€/Zuschlag 1400€)
American Express, New York, 1865(1100/1100)
National Storage Co., New Jersey, 1890 (5000/5000)
Oklahoma Oil Corp., Arizona, 1922 (1750/1750)
Banco Nacional de San Carlos, 1782 (1200/1200)
Bergbau-AG NEU-DUISBURG, Duisburg, 1856 (7500/8000)
Hütten-AG Leopold, Dortmiund, 1858 (5000/5200)
Metallurgische Gesellschaft zu Aachen, 1858 (2800/3500)
Weilburger Bergbau-Commandit-Gesellschaft, Duisburg, 1857 (2500/2500)
Rasselsteiner Eisenwerks-Gesellschaft, 1873 (2000/2300)
Tönninger Dampfschifffahrtsgesellschaft, 1874 (2500/2500)
A. Riebeck'sche Montanwerke AG, Halle, 1899 (1200/1300)
Augsburger Mühlenbau-Gesellschaft vorm. Oscar Oexle &Cie., 1887 (750/1100)
"CITY" Actien-Baugesellschaft, Berlin, 1904 (1200/1200)
Dieselmotoren-Verkaufsgesellschaft, Berlin, 1898 (1600/1650)
Leipziger Krystallpalast AG, Leipzig, 1887, (3000/3300)
Thonwerke Kandern AG, Kandern, 1889 (1000/1000)
Zoologischer Garten in Leipzig, 1899 (3750/3900)
Steinindustrie Kirchlamitz-Bahnhof Andreas Reul sen. AG, 1925 (1250/1300)
AG Zoologischer Garten in Köln, 1960(750/1100)
Ohne Zuschlag blieben dagegen:
American Submarine Tunnel Comp., 1854 (Ausruf 1500)
Edison Electric Illuminating Co. of New Brunswick, 1886 (1000)
Moskauer Feuer-Versicherungs Gesellschaft, 1898 (1500)
Strömsholm Kanal, Stockholm, 1800 (1500)
Chur- u. Neu-Märckische Rittschaftliche Credit-Wercke verbundener Güterbesitzer, Berlin, 1806 (2700)
Chur-Brandenburgische Landschaft, Berlin, 1724 (38000)
Terrain-Gesellschaft Gross-Lichterfelde, Berlin, 1884 (1200)
Ohne Aufruf und daher Ergebnis nicht bekannt:
Arkansas Valley Railway, Pueblo, Colorado 1874 (2200)
Missouri, Kansas & Texas Railway, New York, 1891 (1400)
Lignes Ferreés Internationals des Alpes - Grand Saint Bernard, Paris 1883 (1000)
Soc. de Remorquage L. Masy fils & Cie (1000)
Bürger-Ressource-Gersellschaft, Hof, 1825 (1100)
Concordia Bergbau-AG, Oberhausen, 1890 (1200)
Deutsch-Ueberseeische Electricitäts-Gesellschaft, Berlin, 1898 (2500)
Fazit eine Auktion im Rahmen der derzeitigen Trends. Ausland wenn gute Ware, dann gutes Ergebnis. Deutschland gesuchte Stücke und DM gut bis sehr gut, der Rest schwächelt.
Die "Tauschbörse" am Sonntag war zwar gut besucht und es herrschte reges Treiben, aber leider sah man kaum neue Gesichter. Hier blieben die "Altsammler" doch bedauernswerter Weise ziemlich unter sich. Vielleicht ist der Eintritt von 8,00 EURO für eine Tauschbörse doch etwas überzogen. Eine Börse oder ein Basar sind eben keine Messe und auch wenn der Eintritt praktisch nicht erhoben wird, so könnte dies doch einen Interessierten, der das ja nicht weiß vom Besuch abhalten.