69. Auktion der Freunde Historischer Wertpapiere und Sammlertreffen am 29./30.3.2003 in Frankfurt, Queens Hotel

Die 1873 Lose der Auktion wurden erneut von Ulrich Drumm, Jörg Bennecke und Michael Weingarten nach dem bewährten ADS System versteigert. So das auch dieses Mal eine wirklich objektive Beurteilung nur sehr schwer fällt. Aber wie das so ist, mit der Zeit kennt man die "Tricks" der Versteigerer und so traue mich mir nach der x-ten Auktion dieser Art jetzt doch einmal ein paar Aussagen zu. Der schwächere Trend der letzten Auktionen in 2003 setzte sich fort. Topstücke werden nur noch gekauft wenn der Preis stimmt und Markt für die gute Stücke im mittleren Preissegment ist gesättigt. Die Altsammler warten auf den BAROV und der Nachwuchs fehlt in diesem Segment. Sollte der Markt hier keine nachhaltigen Impulse bekommen droht jetzt ein Preisverfall. Man sieht aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die allgemeine Wirtschaftslage macht sich, wenn auch etwas verspätet, nun auch in unserem Sammelgebiet bemerkbar.

Wie üblich startete man um 13.00 Uhr mit dem in Frankfurt traditionell großen Auslandsteil. 895 Lose wollte man Schriftbieter und an die ca.35 Saalbieter und bringen. Dabei bildete die sehr schöne Sammlung Confederate States of America einen Schwerpunkt. Leider konnte diese im Saal nicht versteigert werden. Der anscheinend einzige Bieter war aus den USA angereist, aber zum Zeitpunkt des Ausrufs nicht im Saal anwesend. Ob die Stücke nun den Schriftbietern zugeschlagen wurden oder der Sammler zu einem späteren Zeitpunkt noch zum Zuge kam ist mir nicht bekannt. Ansonsten war die Zuschlagsquote des Auslandsteils wie in allen anderen vorher gegangenen Auktionen auch. USA schwächelt, Europa im unteren und mittleren Preissegment schwach, bei den Topstücken geht nur etwas wenn der Preis stimmt und der Rest der Welt ist nicht der Rede wert. 

Nach einer Pause begann dann ab 15.15 Uhr, nach der Verlosung von 5 Bauverein Passage an die noch anwesenden Saalbieter, der Deutschlandteil.  Schade, daß man auch mit solchen Aktionen keine größere Präsenz bekommen hat. Natürlich wartete man besonders auf die größte deutsche Aktie die Hüttenhaus AG von 1894. Aber wie schon Eingangs erwähnt, der Markt gibt im Moment nicht viel her. Friedrich der Große wurde noch zum Ausruf zugeschlagen, aber schon Kaiser Karl der Sechste fiel bei den Sammlern in Ungnade. 25.000 EURO sind im Moment zuviel. So wunderte sich dann auch niemand, daß bei der Hüttenbau AG "schon" bei 12.500 EURO der Hammer fiel. Der Markt hatte entschieden. In dieser Art ging es weiter. Daher die subjektive Beurteilung - Deutschlandteil trotz guter Stücke eher schleppend. Dabei einige Ausnahmen und natürlich die teilweise wirklich günstig ausgerufenen Reststücke der Brauerei Sammlung Jess. Vermutete Zuschlagquote etwa 40%.

zugeschlagen wurden:

Columbus Zoological Comp., 1903 (Ausruf 1000/Zuschlag 2600)

Great Cariboo Gold Co., South Dakota, 1906 (1000/1100)

South Sea Comp., 1723 (5800/5800)

William III von Oranien, Wetsminster, 1692 (17500/17500)

Schuldv. Kaiserin Maria Theresia, 1756 (7500/7500)

Moskowische Feuerassekuranz-Comp., 1898 (1200/1200)

La Real Comp. de Comercio Establecida en Barcelona, 1759 (2000/2000)

Real Comp. Guipuczoana de Caracas, Madrid, 1766 (3000/3500)

Allgem. Versicherungs-Gesellschaft für See-, Fluß- und Landtransport, Dresden, 1867 (1200/)

Allgem. Versorgungs-Anstalt im Großherzogthum Baden, Carlsruhe, 1862 (1800/1800)

Obl. Friederich der Große, Berlin, 1741 (6000/6000)

Friedrich-Wilhelms-Nordbahn, Cassel, 1849 (2500/2900)

Stadt Danzig, 1796 (1500/1500)

Tennessee-Colonisation-Comp., Mainz, 1844 (2600/2700)

Zuckerfabrik zu Cöthen, 1873 (2000/2400)

Bremische Gummiwerke Roland AG, Bremen, 1900 (1000/1100)

Exportbierbrauerei Rehau AG, 1893 (850/1100)

Hüttenhaus AG, Berlin, 1894 (10000/12500)

Neue Stadtgarten-Gesellschaft Stuttgart, 1897 (1600/1900)

Terrain-AG Gräbschen, Breslau, 1900 (2500/2500)

Westfaelische Bankkommandite Ohm, Hernekamp & Co. KGaA, Münster, 1899 (1250/1250)

Zucker-Raffinerie Hildesheim GmbH, 1919 (1200/1500)

Zoologischer Garten zu Dresden, 1922 (2000/2600)

Zuckerfabrik zu Cöthen, 1921 (800/1000)

Bierbrauerei Durlacher Hof AG vorm. Hagen, Mannheim, 1894 (500/1050)

 

ohne Zuschlag blieben:

 

Cody-Dyer Arizona Mining & Milling, 1913 (4000)

Walt Disney Inc. California, 1964 (14000)

South Sea Comp., 1736 (1000)

South Sea Comp., 1740 (3500)

Peugot-Croizat S.A., Turin, 1906 (1800)

Verein zur Beförderung der Rindviehzucht, Matzen, 1836 (1000)

Kurhaus Gesellschaft Baden, 1874 (6000)

Ridhus af Sten, Göteborg, 1824 (1000)

Chur- und Neu-Märckische Ritterschaftliche Credit-Wercke verbundener Güter-Besitzer, Berlin (2500)

Daniel Fundgrube in Bärenstein, 1819 (1000)

Frankfurter Bank, 1856 (4200)

Schuldv. Kaiser Karl der Sechste, 1736 (25000)

Kölnische Baumwollspinnerei und Weberei, 1856 (2000)

Schlesische Landschaft der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer, 1823 (1500)

Preussische Bergwerks- und Hütten-AG, Düsseldorf, 1873 (1000)

Actien-Zucker-Fabrik Wetterau, Friedberg, 1884 (1000)

Boizenburger Stadt- und Hafenbahn, 1890 (2500)

Bremer Vulkan AG Schiffbau und Maschinenfabrik, Bremen-Vegesack (1250)

Deutsch-Überseeische Elektrizitäts-Ges., Berlin, 1906 (2000)

Hamburger Luftschiffhallen-Ges.mbH, 1911 (1750)

Deutsches Gewerbemuseum, Berlin, 1868 (2200)

Neues Gewandhaus Leipzig, 1884 (1250)

Niederwald-Bahn-Gesellschaft, Berlin, 1884 (2000)

Rheinische Elektrizitäts-AG Mannheim, 1919 (1200)

 

und nicht aufgerufen wurden:

 

Tri Metallic Mining, Smelting and Refining Co., Arizona, 1910 (2500)

Confederate States of America Cr.2, 1861  (1750)

Confederate States of America Cr.3, 1861  (2500)

Confederate States of America Cr.133, 1863  (1500)

Confederate States of America Cr.145, 1864  (1850)

Confederate States of America Cr.146, 1864  (2500)

Liverpool and Manchester Railway, 1829 (2000)

Monte de Redimibile della Citta di Firenze, 1719 (1000)

Monte de Redimibile (Secondo) della Citta di Firenze, 1726 (1000)

Monte de Redimibile dell Citta di Firenze, 1750 (1000)

Keyserlich Indische Comp., Antwerpen, 1723 (1600)

Schlesische AG für Bergbau und Zinkhütten-Betrieb, Breslau, 1853 (1250)

Zeche Gutglück, Bochum, 1846 (1600)

Stettiner Eisenbahnbedarf und Maschinenbau-AG Arthursberg, 1871 (1800)

Am Sonntag dann Basar. Zwischenzeitlich traut man sich die 8,00 EURO Eintritt zu verlangen. Es tut mir leid lieber Veranstalter, aber wenn ich nicht Saalbieter mit freiem Eintritt wäre, dann würde ich den Basar abhaken. Seit wann bezahlt man bei Freunden Eintritt ? Oder hat jemand schon einmal Eintritt auf einem orientalischen Basar gezahlt ? Ein Basar ist keine Messe ! Kostenbewußtsein ist okay, aber man kann es damit auch übertreiben. Irgendwie erinnert mich das Ganze an die gesamtwirtschaftliche Situation. Das unternehmerische Risiko soll bitte der Mitarbeiter oder der Kunde tragen. Meine Meinung und ich denke damit stehe ich nicht alleine, schafft diesen unglücklichen Basareintritt wieder ab. Der Markt braucht Impulse und die bekommt er so nicht.

Ob der Handel mit dem Basar zufrieden war kann ich nicht beurteilen. Neue Gesichter habe ich nicht gesehen und wenn sich die Käufer so verhalten haben wie auf der Auktion.....

Fazit: Eine Auktion im Trend, d.h. zur Zeit ein sehr durchwachsenes Ergebnis. Positiv fiel mir aber auf, daß durch die Internet Auktionen und die Stammtische eine hohe Markttransparenz entstanden ist. Es ist schwer hohe Preise durchzusetzen und die Sammler werden kritischer. Das mag auch an der wirtschaftlichen Situation liegen aber, meines Erachtens hauptsächlich an der immer besser werdenden Kommunikation im Markt. Bleibt zu hoffen, daß die immer näher rückende BAROV Auktion und das hoffentlich damit verbunden breit angelegte Marketing, diesen Trend festigen und möglichst viele neue Sammler dem Markt zugeführt werden.