84. Auktion der Freunde Historischer Wertpapiere in Berlin, Haus der Berliner Volksbank

In der Berliner Volksbank warteten zum Jahresabschluß 1851 Lose darauf, doch noch in einer Sammlung zu landen. Trotz eingeschalteter Medien (regionales TV und Presse) blieb es bei etwa 25-30 Besuchern, was eigentlich nur am Adventswochenende und dem nahen Weihnachtsmarkt gelegen haben kann. Michael Weingarten und Jörg Benecke hatten ein umfangreiches, interessantes, vielleicht preislich etwas zu hochwertiges Angebot zusammengestellt, daß in der Kundenhalle des Berliner Volksbank stilgerecht präsentiert wurde. Ein paar Worte seien dieser Lokalität gegönnt. Ein wunderbarer Saal mit Blick in den hellen Innenhof, einer großzügigen Sitzecke zum Fachsimpeln und ausreichend Platz für die Auktion. Dazu noch zentral gelegen, gegenüber ist der Zoologische Garten Berlin. Ich habe noch selten in einer Großstadt einen besseren Ort für eine Auktion historischer Wertpapiere gesehen. Vielleicht in der guten alten Zeit die Frankfurter Börse, aber das liegt lange zurück. 

 

Pünktlich wie immer, begann Michael Weingarten um 11.00 Uhr im ADS Verfahren mit der Versteigerung des Auslandsteils. Entsprechend dem derzeitigen Trend waren US-Papiere besonders einige Eisenbahnen gut und russische Stücke sehr gut nachgefragt, den Rest der  Welt mit Ausnahme Deutschland, durfte man wie bei fast allen anderen Veranstaltungen auch, einfach vergessen. Zwar geht manch seltenes Stück, aber die Menge bleibt liegen. In unserem Sammelgebiet scheint sich der europäische Gedanke noch nicht bemerkbar zu machen.  

 

Darum komme ich auch gleich zum Teil Deutschland, da gab es doch einige Besonderheiten. Bergbau-AG Medio-Rhein von 1858 mit 325 Euro ausgerufen für 550 Euro zugeschlagen. Das nenne ich ein Schnäppchen, denn so schlecht war die Erhaltung nun auch nicht. Da waren die 800 Euro die ein Sammler für die Maschinenbau-AG vorm. Starke & Hoffman von 1895 bezahlte teurer, denn dieses Stück mit 1 Euro ausgerufen, war doch trotz Restaurierung im Druckbild beeinträchtigt. Nun ja, auf jeden Fall hat es der Markt gerichtet und wie der Berliner Oberbürgermeister allerdings zu einem anderen Thema sagte: " ...und das ist auch gut so."

 

Weitere interessante Einzelergebnisse wie folgt:

 

Besondere Zuschläge:

Southern & Atlantic Telegraph Co., Philadelphia, 1870 (1.200/1.200)

Northern Pacific Railroad, New York, 1884 (1.800/1.800)

Russian South-Eastern Railway, 1914 (350/1.200)

Russisches Eisenbahnministerium, Petrograd, 1917 (600/2.200)

Berlinische Lebens-Versicherungs-Gesellschaft, 1836 (3.000/3.300)

Dortmunder Bergbau- und Hütten-Gesellschaft, 1857 (1.500/1.500)

Friedrichroda-Kleinschmalkalder Chaussee, 1838 (1.500/1.500)

Pommersche-Ritterschaftliche Privat-Bank, Stettin, 1856 (3.000/3.000)

Preussisch Bengalische Compagnie, Emden, 1754 (11.000/11.000)

Rübenzuckerfabrik zu Hedwigsburg, 1864 (900/1.100)

Actien-Verein des zoologischen Gartens zu Berlin, 1871 (1.200/1.300)

Altenburger Zuckerfabrik-, Kohlenbau- und landwirthschaftliche Industrie-Ges., Zechau, 1873 (1.800/1.800)

Magdeburger Bergwerks-AG, 1872 (2.000/2.000)

Steinkohlen-Bergwerk Ritterburg AG, Berlin, 1872 (1.000/1.000)

Allgemein Elektrizitäts-Gesellschaft, Berlin, 1890 (5.000/5.800)

Siemens & Halske AG, Berlin, 1897 (2.000/2.000)

Siemens & Halske AG, Berlin, 1898 (1.400/1.400)

Allianz Versicherungs-AG, Berlin, 1890 (1.200/1.200)

Consolidirte Hallesche Pfännerschaft, Halle, 1906 (1.500/1.600)

Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, Berlin, 1909 (1.000/1.400)

Deutsch-Ueberseeische Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin, 1906 (2.500/2.500)

Oderwerke Maschinenfabrik & Schiffbauwerft AG, Grabow, 1895 (1.500/2.600)

Paradiesbetten M. Steiner & Sohn AG, Gunnerdorf, 1906 (2.000/2.000)

Steinkohlenbergwerk Dorsten, Zeche Dorsten (7-fach Thyssen), 1908 (6.000/6.000)

Motorenfabrik Deutz AG, Köln, 1922 (1.200/1.400)

Vogtländische Maschinen-Fabrik (vorm. J.C. & H.Dietrich) AG, Plauen, 1921 (1.000/1.500)

Actien-Brauverein zu Vacha, 1858 (6.000/6.500)

Potsdamer Brauerei AG vormals W.Hoene, 1872 (1.400/2.700)

Aktien-Verein des zoologischen Gartens zu Berlin, 1955 (1/1.300)

 

Nicht zugeschlagen wurden:

Central Branch Union Pacific Rail Road,  New York / Boston, 1895 (2.000)

Great Cariboo Gold Co., South Dakota, 1909 (1.000)

Pacific Mail Steamship Co., New York, 1867 (1.500)

Chinese Government Shanghai-Fengching Railway, 1914 (1.000)

Maria Theresia Schuldverschr., Wien, 1779 (1.500)

Böschweiler Dampf-Dresch-Gesellschaft, 1869 (1.000)

Deutsch-amerikanischer Bergwerks-Verein, Elberfeld, 18.. (3.200)

Westfälischer Zoologischer Garten zu Münster, 1874 (2.000)

Börsen-Handels-Verein, Berlin, 1875 (1.250)

Niederwald-Bahn-Gesellschaft, Berlin, 1884 (1.900)

Pommersche Industrie-Verein auf Actien, Stettin, 1876 (1.250)

Prinzregentenplatz AG, München, 1900 (3.200)

Brauerei Ernst Engelhardt Nachf. AG, Pankow bei Berlin, 1910 (1.250)

Vereinsbrauerei, Berlin, 1886 (1.000)

 

Nicht aufgerufen wurden:

National Storage Co., New Jersey, 1890 (5.000)

Michigan Midland & Canada Railroad, New York, 1876 (1.500)

Chinese Government Shanghai-Nanking Railway, 1913 (1.000)

Satz 13 VZ-Aktien FIAT S.p.A., Torino, 1970 (8.000)

Commandit-Gesellschaft auf Actien Falkenroth, Kocher & Co., Haspe, 1863 (1.400)

Magdeburger Bergwerks-AG, Lit. B, 1872 (2.000)

Vereinsbrauerei, Berlin, 1896 (1.000)

 

Macht zusammen 29 Zuschläge über 1.000 Euro und damit schon über 73.000 Euro.

Da darf man für Berliner Verhältnisse wirklich nicht meckern. Die Veranstalter taten es auch nicht und die anwesenden Sammler waren eh guter Dinge. Hatte man doch auch ein paar Bietgefechte im Saal und einen guten Jahresabschluß erlebt. Meine Schätzung etwa 40% der Lose zugeschlagen. So bleibt als einziger Wermutstropfen die Anzahl der Anwesenden, die trotz der Medien nicht besonders hoch war. Schade, daß nicht mehr Sammler noch einen Koffer in Berlin haben, oder diesen nur für BARoV packen. Zum anschließenden kleinen Basar kann ich leider gar nichts sagen, da ich den dieses Mal wegen einer Erkältung geschwänzt habe.