92. Auktion der Freunde Historischer Wertpapiere in Berlin, Haus der Berliner Volksbank

2.237 Lose gab es zum Jahresabschluss. Die Freunde veranstalteten ihre letzte Präsenzauktion 2008. Erfreulich die Resonanz. Über 50 Sammler und Interessierte fanden im Laufe der Veranstaltung den Weg in die Berliner Volksbank. Der Saal, wie ich finde immer noch einer der schönsten Veranstaltungsorte, litt zwar dieses Jahr etwas unter den Wetterbedingungen (es war ein doch recht trister Tag in Berlin und durch die großen Fenster kam nur wenig Tageslicht) doch dafür ging einem im Saal so manches Licht auf. Michael Weingarten hatte, wie er sagte eigentlich zwei Auktionen zusammengestellt. Eine klassische Präsenzauktion und eine, nenne wir es einmal "Resteverwertung".  

Diese Programm mahnte natürlich zur Pünktlichkeit und daher wurde auch Punkt 11.00 Uhr gestartet. Wie immer im ADS Verfahren und bis 14.00 war der klassische Teil erledigt. Dabei fiel auf, das der Auslandsteil (ohne Russland) überraschend gut beboten schien (kann man bei ADS nie so genau sagen) sich dagegen manche DM-Titel etwas schwer taten. 

Russland wie gehabt sehr gefragt und teuer. Deutschland oft teuer, aber nicht immer gefragt. Neu dagegen, ein sehr lebhafter Saal. Schriftbieter hatten es schwer und dieser Trend sollte sich noch verstärken. Bevor ich aber darauf eingehe, die Ergebnisse über 1.000 Euro aus der "klassischen" Auktion: 

 

Zugeschlagen wurden:

Chinese Government 8% Reorganisation Gold Loan von 1913  (Ausruf 1.200/ Zuschlag 1.200)

State of Bahia, 1905 (250/2.500)

Armavir-Touapse Eisenbahn Ges., St. Petersburg, 1909 (500/1.600)

Armavir-Touapse Eisenbahn Ges., St. Petersburg, 1913 (500/1.800)

Lot Bauern-Agrarbank, 18 Stücke, 1898-1903 (3.000/3.000)

Lot Bauern-Agrarbank, 6 Stücke, 1905-1906 (1.500/1.500)

City of Nikolaef, 1912 (1.500/1.500)

Kaiserreich Russland 4% Ewige Rente von 1859, 1917 (150/1.800)

Kaiserreich Russland 4,5 % Eisenbahnanleihe, Petrograd, 1916 (4.000/4.400)

Moskau-Kiew-Woronesch Eisenbahn-Ges., Moskau, 1914 (2.500/3.100)

Moskau-Windau-Rybinsk Eisenbahn-Ges., St. Petersburg, 1901 (5.000/5.200)

Premiere Soc. des C.d.F. Secondaires en Russe, St. Petersburg, 1911 (1.000/2.500)

Lot Reichs-Bodencredit-Bank für den Adel, 1907-1916 (2.700/2.700)

Süd-Ost Eisenbahn-Ges., St. Petersburg, 1912 (1.500/1.500)

Tokmaker Eisenbahn-Ges., Petrograd, 1916 (1.000/1.200)

Transkaukasische Eisenbahn, St. Petersburg, 1882 (750/1.800)

Wladikawkas Eisenbahn-Ges., St. Petersburg, 1895 (1.400/1.600)

AG für Bergbau und Hüttenbetrieb PORTA WESTPHALICA, Porta, Minden, 1866 (1.400/1.500)

Berliner Brod-Fabrik-AG, Berlin, 1858 (15.000/15.000)

Credit-Anstalt für Industrie und Handel, Dessau, 1857 (1.100/1.200)

Bergwerks- und Hüttengesellschaft "Vorwärts", Breslau, 1872 (2.800/2.800)

Hamburg-Amerikanische Nähmaschinen-Fabrik vormals Pollack, Schmidt & Co. AG, Berlin, 1871 (4.400/4.400)

Zuckerfabrik zu Cöthen, 1873 (2.400/2.400)

Actien-Bierbrauerei Mittweida, 1900 (2.200/2.200)

Allianz Versicherungs-AG, Berlin, 1890 (1.200/1.200)

Berliner Gussstahlfabrik und Eisengiesserei Hugo Hartung AG, Berlin, 1889 (1.400/1.400)

Reichenbach-Langenbielau-Neuroder-Chaussee-Verein, 1849 (1.800/1.900)

Schwarzmeer und Ostsee Allgemeine Versicherungs-AG, Berlin, 1950 (1.400/1.400)

 

Nicht zugeschlagen wurden:

Commercie Compagnie te Middelburg, 1770 (1.000)

Bankkontor W. Smetankij, Warschau, 1912 (1.500)

Directie van de Moscovische Handel, Amsterdam, 1717 (1.600)

Iwangorod-Dombrowa Eisenbahn-Ges., Warschau, 1881 (2.000)#

Comm.-Ges. auf Actien Falkenroth, Kocher & Co., Haspe, 1863 (1.250)

Deutsches Gewerbemuseum, Berlin, 1868 (2.000)

GERMANIA Lebens-Versicherungs-AG, Stettin, 1858 (1.500)

UNION AG für See- & Fluß-Versicherungen, Stettin, 1857 (8.500)

Zuckerfabik Holland bei Coethen, Coethen, 1863 (3.000)

Cöpenicker Chemische Fabrik AG, Berlin, 1871 (1.300)

Dortmunder Bauverein, 1873 (1.000)

Leipziger Bau-Bank, 1874 (2.000)

Steinkohlen-Bergwerk König Ludwig, bei Recklinghausen, 1872 (7.500)

Actien-Zuckerfabrik zu Osterwieck, 1878 (2.000)

Pommerscher Industrie-Verein auf Actien, Stettin, 1876 (1.200)

Große Volksoper Berlin Gemeinnützige AG, 1922 (1.200)

Nicht aufgerufen wurde:

Siegener Bankverein, 1889 (1.400)

 

Soweit der erste Teil bis 14.00 Uhr. Um 14:30 ging es mit den Resten verschiedener Sammlungen weiter. Diese Sammlungen waren bereits einmal im Angebot und wurden, wie das leider fast immer der Fall ist, nur teilweise versteigert. Der Rest drehte eine Ehrenrunde und landete nun erneut unter dem Hammer. Angeboten wurden neben einer Schlesien Sammlung, die am Vormittag nur wenig Interesse gefunden hatte, eine Brauerei Sammlung, die Reste der AEG-Sammlung und ein Mix aus verschiedenen Sammlungen (Chemie, Region Braunschweig etc.). Das klingt unspektakulär war aber aufgrund der halbierten Ausrufpreise sehr erfolgreich.

 

Der Grund hierfür lag in erster Linie an einem Telefonbieter, der praktisch den gesamten Rest der ehemaligen Brauerei Sammlung eines Gentlemans ersteigerte. Doch auch der konnte nicht einfach "Kaufen" Im Saal saß ein weiterer Bieter, der ebenfalls starkes Interesse an Stücken aus dieser Sammlung hatte. So gab es über 2 Stunden lang, ein kleines Bietgefecht nach dem anderen. Nicht zu wahnsinnigen Preisen, aber in Summe wurden wohl 90% + x der Brauerei Stücke verkauft. Ähnlich gut gingen die anderen "Reste". Auch hier auf dem nun niedrigeren Preisniveau herrschte großes Interesse.

So war der einzige Nachteil, dass der Veranstalter seinen Zeitplan (Basar im Anschluss) nicht einhalten konnte, da zu viele Gebote abgegeben wurden. Angesichts des Erfolgs war das aber sicher zu verschmerzen. Jörg Benecke und Michael Weingarten konnten sich jedenfalls über einen sehr gelungen Jahresabschluss freuen. Die Finanzkrise ist zwar Thema bei den Sammlern, erreicht hat sie unser Sammelgebiet aber anscheinend noch nicht.

Auf dem anschließenden kleinen Basar wurde fleißig gefachsimpelt, getauscht und auch das eine oder andere Stück, fand einen neuen Besitzer. Geschätztes Ergebnis in Euro 150.000 + x, in Stücken 45%. Mal sehen ob es stimmt, ADS macht eine Einschätzung besonders für den Auslandsteil sehr schwer.

Nachtrag Ergebnis: Euro 195.270, Quote 49,4. Das ist noch etwas besser als geschätzt.