XIV. Auktion des Hanseatischen Sammlerkontor für Historische Wertpapiere am 31.8.2002, Gas(t)werk Hotel Hamburg

Zur 14. Auktion lud das HSK ins ehemalige Gaswerk ein, vielleicht um in "explosiver" Umgebung dem Markt für die kommenden Herbst/Winter-Auktionen neue Impulse zu geben. Ob dies gelungen ist, weiß wohl nur der Veranstalter. In jedem Fall aber war es eine besondere Auktion, was sich auch in der Art der Durchführung wiederspiegelte. Nach dem interessanten Vortrag von Herrn Claus Müller "Der Sächsische Bergbau im Spiegel seiner Finanzdokumente", wurde im Gegensatz zu früheren Auktionen, der Auslandsteil wie geplant, nach dem bei Benecke & Rehse schon lange praktizierten ADS-Verfahren durchgeführt. Die  beim HSK traditionell starken Gebiete "Bremen/Niedersachsen", "Hamburg" und "Schleswig-Holstein/Mecklenburg-Vorpommern" wurden anschließend vollständig aufgerufen. Der  "Deutschland"- Teil dann wieder im ADS-Verfahren abgewickelt. Das war nicht geplant, brachte aber die Zeit für eine kurzfristig eingeschobene Benefiz-Auktion zu Gunsten der Opfer der Flutkatastrophe. 

So ist auch die Beurteilung der Auktion, deren Umfang inkl. Benefiz-Auktion über 1100 Lose betrug, recht schwierig ja teilweise nicht möglich. 203 Lose "Ausland" in 15 Minuten, selbst für ADS wohl ein Rekord. Aber diesen Teil auf Basis der 30 aufgerufenen Lose einzuschätzen wäre unredlich. Für die 3 "norddeutschen" Teile hingegen konnte man feststellen, daß sich der Trend fortsetzt und seltene Stücke auch in Zeiten schlechter Konjunktur ihren oft hohen Preis erzielen oder sogar noch zulegen. Dem Anschein nach setzte sich dies auch im Teil "Deutschland" fort. Subjektiv hatte der Autor während der Auktion den Eindruck, daß die Stücke im unteren und mittleren Preissegment sehr schwer zu platzieren sind. Selbst die zur Zeit begehrten DM-Titel machen da wohl keine Ausnahme. Der Markt scheint hier gesättigt und der Trend zum "Zweitstück" ist wohl, trotz teilweise günstigem Ausruf, eher nicht vorhanden. Dafür scheint der Trend für eine Präsenzauktion ungebrochen. Schriftbieter hatten praktisch kaum eine Chance gegen die eigentliche Minderheit von ca. 35 Saalbietern. Dies spiegelten auch die Bietgefechte wider, die sich nicht nur auf den 1-EURO Teil und die Benefizauktion beschränkten.

In Summe dürften die beiden Auktionatoren Christian Schröder und Michael Weingarten, die gewohnt souverän durch die Veranstaltung führten, mit dem Ergebnis zufrieden sein. Wurden doch fast alle hochwertigen Papiere versteigert und das teilweise erheblich über dem Ausruf. Noch ein letztes Wort zu den Trends, bevor dann die Einzelergebnisse folgen. 18% Provision schrecken die Käufer nicht ab. Der Markt hat sich anscheinend entschieden und akzeptiert die Konditionen. Neusammler sind leider immer noch selten auf Präsenzauktionen, hier scheint sich ein Sekundär-/Einstiegsmarkt im Internet abzuzeichnen. Kataloge des HSK gehören noch immer zu den besten, trotzdem wäre es schön wenn der Einzelverkaufspreis etwas niedriger wäre.

Bemerkenswerte Einzelergebnisse:

Banco Nacional de San Carlos 1782 (Ausruf 1000€/Zuschlag1300€)

Braunschweiger Actien-Cichorien-Fabrik, Rühne 1865 (1500/1600)

Braunschweigische Bank und Kreditanstalt AG, Braunschweig 1872 (3000/3000)

Braunschweigische Landes-Eisenbahn-Gesellschaft, Braunschweig 1886 (3000/3500)

Gewerkschaft Odinshall, Hannover 1905 (1000/1000)

Norddeutscher Lloyd, Bremen 1898 (4000/5900)

AG des Fährhauses auf der Uhlenhorst, Hamburg 1865/1870 (1000/1000)

Brauerei Bahrenfeld, Hamburg 1888 (1500/6000)

Brauerei Deetjen & Schröder, Hamburg 1929 (350/1000)

Bürgerliches Brauhaus, Hamburg 1891 (1000/1500)

Erneuerte Fluss-Versicherungs-Gesellschaft, Hamburg 1845 (1000/1100)

Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-AG, Hamburg 1898 (3000/3000)

Harburger Gummiwaren-Fabrik Phoenix AG, Harburg 1923 (800/1100)

Holsten Brauerei, Altona 1909 (1000/1700)

Norddeutsche Fluss-Dampfschiffahrt-Gesellschaft, Harburg 1857 (8500/10200)

Howaldtswerke, Kiel 1896 (3000/3000)

Schlossbrauerei AG, Neustadt i.M. 1891 (1250/1700)

Actien-Bierbrauerei Oschersleben 1872 (1250/2000)

Actien-Bierbrauerei Oschersleben 1878 (850/1030)

Actien-Verein des zoologischen Gartens zu Berlin 1910 (1000/1200)

Actienbrauerei Gambrinus in Dresden 1898 (1000/1250)

AG Bayrisches Brauhaus zu Dresden 1872 (2500/3700)

AG Zoologischer Garten in Köln (850/1200)

Alphons Custodis AG für Essen- und Ofenbau, Düsseldorf 1900 (1250/1250)

Leipziger Bank (6 Stücke) 1839-1898 (1350/1350)

Mannesmann-Mulag (Motoren- und Lastwagen-AG), Aachen (1000/1000)

Marienberger Silberbergbau-Gesellschaft, Marienberg 1868 (1400/1400)

Niederwürschnitz-Kirchberger Steinkohlen-Actienverein, Freiberg 1858 (1400/1500)

Stettiner Eisenbahnbedarf- und Maschinenbau-AG Arthursberg, Stettin 1871 (2000/2200)

 

Ohne Zuschlag blieben dagegen:

Oregon Central Railroad, Salem, Oregon 1867 (1350)

Kaiser Ferdinands Nordbahn, Wien 1862 (1250)

Aper-Canal-Gesellschaft, Westerstede / Apen (2500)

Hamburger Luftschiffhallen-Gesellschaft mbH, Hamburg 1911 (1750)

Actien-Brauerei Paulshöhe, Schwerin 1873 (6000)

Centralbank für Eisenbahnwerthe, Berlin 1899 (1100)

Pommersche Landschaft, Stargard 1823 (1000)

 

Nach einer kleinen Pause konnten dann die anwesenden Sammler den dieses Mal sehr kleinen Basar besuchen und zum Fachsimpeln nutzen.  

 

Fazit - ob es für eine Trendwende gereicht hat bleibt abzuwarten, aber ein guter Start in die Herbst/Winter Saison ist ja in schwierigen Zeiten mindestens ein schöner Teilerfolg. Schön außerdem, daß die Benefizauktion 2700 EURO einbrachte und Dank an das HSK für dieses Engagement. Schade, daß so wenige Sammler im Saal waren und der Basar so klein ausgefallen ist (Nach-Urlaubszeit ?) und die Lose im Gegensatz zu diesem Bericht nicht mehr im Internet veröffentlicht werden.