XXIX. Auktion des Hanseatischen Sammlerkontor für Historische Wertpapiere am 6. März 2010 in Hamburg, ELYSEE Hotel

Leider konnte ich den Vortrag "Piano Morte - Die deutsche Klavierindustrie im Spiegel ihrer Aktien" von Jörg Bennecke nicht verfolgen. Doch schon vor Beginn der Auktion war eine Veränderung zur letzten Veranstaltung zu spüren. Etwa 30 Sammler füllten trotz des Wintereinbruchs bereits den Saal, als ich zum Auslandsteil eintraf. Der hatte wegen des bereits erwähnten Schneechaos etwas später angefangen. Wie immer wurden die 563 Lose nicht komplett ausgerufen sondern im ADS Verfahren versteigert. Mit Ausnahme des russischen Teils der vollständig aufgerufen wurde. So war dann auch der anwesende russische Sammler der aktivste Auslandsbieter, der Rest des Saals hielt sich bis auf die 10 Euro Lose stark zurück. Ausländische Stücke tun sich in Deutschland immer noch schwer. Die dekorativen schwedischen Papiere fanden daher praktisch kein Interesse im Saal  und selbst ein "Traditionspapier" wie eine Standard Oil Trust war nicht zu platzieren.

Erwartungsgemäß besser konnte Michael Weingarten die norddeutschen Papiere zuschlagen. Topstücke meistens verkauft, seltene Stücke im mittleren Preissegment finden ihre Sammler und der Rest ist problematisch. Viele Papiere sind halt schon in den Sammlungen und der Trend zum Zweit- oder gar Drittstück ist rückläufig. Daher erneut leider auch in diesem Teil keine 50% Zuschlagsquote in Stücken, aber wahrscheinlich in Geld, da wie schon erwähnt die Topstücke für zum Teil erstaunliche Preise ein neues Album fanden. 

Was für Norddeutschland galt, setzte sich in logischer Konsequenz auch für Restdeutschland fort. Nach der Mittagspause eine schöne Auktion in entspannter Atmosphäre, aber obwohl ich es nur schätzen kann (ADS-Verfahren) die Zuschlagsquote leider wahrscheinlich ähnlich wie für die norddeutschen Stücke. 

Die Einzelergebnisse mit Ausruf oder Zuschlag 1.000 Euro und mehr:

- = kein Zuschlag; ? = wurde nicht aufgerufen

 

American Nautilus Submarine Co., 1856 (1.800 / -)

US-Eisenbahnen (Konvolut) (1.000 / 1.300)

Real Estate Associates, 1875 (1.200 / - )

Robert Smith India Pale Brewing Co. 1891 (1.750 / -)

Standard Oil, 1878  (2.500 / 2.500)

Standard Oil Trust, 1883 (1.000 / - )

Premiere Societe des C.d.F. Secobdaires en Russie, 1897 (400 / 1.100)

Kaiserreich Russland – 4% Ewige Rente, 1859 (1.800 / - )

S.A. de la Mer Noire-Bibi-Eibat pour l’Exploitation du Naphte, 1911 (1.200 / 1.200)

Stadt Moskau, 1896 (1.000 / - )

Stadt Moskau, 1901 (3.000 / - )

Versicherung-Gesellschaft ROSSIJA, 1881 ( 3.000 / 3.400)

Ville de Kovno, 1904 (1.000 / - )

Svenska Ost-Indiska Co. 1782 (1.250 / 1.350)

Brau-Gesellschaft des Marktfleckens Stankau (1874, 1.200 / - )

K.k. priv. Böhmische Nordbahn-Gesellschaft, Prag, 1867 (900 / 1.050)

Fabrica de Faiancas das Caldas da Rainha S.A., 1884 (2.000 / 2.000)

FIAT Konvolut (8.000 / - )

Wiener Riesenrad Limited (1898, 1.500 / - )

Actien-Zucker-Fabrik Dettum, 1872 (1.200 / - )

Brauerei Hermann Krüger, 1905 (2.400 / 4.800 )

Bremer Vulcan Schiffbau und Maschinenfabrik, 1893 (1.000 / 1.050)

Hannoversche Terraingesellschaft, 1901 (1.000 / - )

Hochstift Hildesheim, 1799 (2.500 / - )

Vereinte Weser-Dampfschifffahrt, 1843 ( 3.800 /  - )

Hamburg-Altonaer Telegraphen-Linie, 1838 (15.000 / 18.500)

Hansa Allgemeine Versicherungs-AG, Hamburg, 1917 (750 / 1.600)

Uelzener Bierbrauerei-Gesellschaft, 1886 (1.000 / - )

Zoologische Gesellschaft in Hamburg, 1864 (2.500 / - )

Dr. med. Gmelin Nordsee-Sanatorium, Boldixum a. Föhr, 1910 (950 / 1.050)

Eiderwerft, 1904 (1.500 / 1.700)

Lübeck-Wyburger Dampfschiffahrts-Gesellschaft, 1922 (1.000 / 1.300)

Westholsteinische Bank, 1907 (1.000 / - )

Actien-Verein für den Zoologischen Garten zu Dresden, 1861 (2.400 / 2.600)

AG für Bergbau, Blei und Zink-Fabrication zu Stolberg und in Westfalen, 1854 (1.600 / - )

F. Wöhlert’sche Maschinenbau-Anstalt und Eisengiesserei, 1872 (5.000 / - )

Magdeburger Bau- und Credit-Bank, 1873 (2.000 / - )

Marienberger Silberbergbau-Gesellschaft, 1868 (1.500 / 1.500 )

Neues Gewandhaus in Leipzig, 1884 (1.000 / - )

Oberschlesische Eisenbahn-Bedarfs-AG, 1871 (3.000 / - )

Oberschlesische Eisenbahn-Bedarfs-AG, 1905 (1.300 / 1.400)

Universum Film, 1942 (1.000 / 1.100)

 

Alle Angaben natürlich ohne Gewähr.

 

Kritik wird leider immer schnell negativ ausgelegt, daher das Positive zuerst. Es ist offensichtlich, dass das HSK etwas verändern will. Es hat den Mut dazu und das trotz des miesen Wetters recht viele Sammler anreisten, beweist das Mut belohnt wird. Auch glaube ich, dass zumindest vorerst eine Auktion pro Jahr in Hamburg ausreicht, um die Bedürfnisse der Sammler abzudecken und dies eine richtige Entscheidung war. Dazu kommt eine gute Stimmung im Saal und ein positives Umfeld, von daher eine sehr gelungene Veranstaltung. Aber das ändert nichts am Ergebnis der Auktion. Sorry, es ist eben noch immer viel Masse und die verkauft sich halt schlecht. 1.333 Lose davon 563 Lose Ausland ergeben halt derzeit 45% (geschätzt) an zugeschlagenen Stücken. Wenn man das wirtschaftlich betrachtet, bewegt man sich auf Dauer an einer gefährlichen Grenze. Ich kann mir daher nur wünschen, dass man sich beim HSK nicht entmutigen lässt, weitere Veränderungen folgen, die dann auch den wirtschaftlichen Erfolg langfristig sichern.