"GLOBUS" REEDEREI AG, BREMEN

Die Gesellschaft wurde am 19. Dezember 1921 durch Bremer Reedereien, Großindustrie und Banken gegründet. Vorgängergesellschaft war die am 22. April 1915 gegründete "Globus-Reederei GmbH", die kurze Zeit vor der Umwandlung noch in "Mare-Reederei Gesellschaft m.b.H." umbenannt wurde. Gesellschaftszweck war der Betrieb einer Trampreederei mit möglichst preiswerten Schiffen; ein Bereich, in dem der dominierende Gesellschafter Norddeutsche Lloyd bisher nur schwach vertreten war. Die Umwandlung in eine AG unter Übergang des GmbH-Vermögens war dabei zwecks erleichterter Kapitalbeschaffung erfolgt; die Möglichkeit einer GmbH erschienen nicht mehr ausreichend. Mit der Roland-Linie AG (ebenfalls einer Lloyd-Tochter) wurde eine Personal- und Verwaltungsunion eingegangen.

Das Kapital betrug bei Gründung 100 Millionen Reichsmark eingeteilt in 75.000 Stammaktien   a 1.000 Reichsmark (Stimmrecht einfach) und 25.000 Vorzugsaktien a 1.000 Reichsmark (Stimmrecht doppelt)

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Den Vorstand bildeten E.Glässel und H.Helmsoth, den Aufsichtsrat Ph. Heineken (Präsident Norddeutscher Lloyd), Dr.K.Strube (Nationalbank), Dr.P.v.Schwabach (Bankhaus Bleichröder, Berlin), J.F.Schröder (Schröderbank), C.Stapelfeldt (Vorstand Norddeutscher Lloyd) und M.Uhlenhaut (Deutsche Bank, Bremen).

Die Tätigkeit Ernst Glässels im Vorstand deutet auf die enge Verflechtung von Norddeutscher Lloyd und Globus-Reederei hin. Glässel wurde nach dem Tode von Carl J.Stimming am 7. November 1931 Generaldirektor und war eine der treibenden Kräfte der Expansion des Norddeutschen Lloyd von 1926-1930. Durch die im März 1930 gegründete HAPAG-LLOYD-UNION wurde Glässel gleichzeitig HAPAG-Vorstandsmitglied. Nach seinem Ausscheiden im Mai 1932 aus dem Vorstand des Norddeutschen Lloyd, gründete Glässel 1938 das Bremer-Walfang-Kontor, welches aber aufgrund der weltpolitischen Ereignisse seine Tätigkeit nicht mehr aufnehmen konnte.

Der Betrieb der "Globus" Reederei wurde mit vier mittelgroßen Gebrauchtschiffen aufgenommen. Schon das erste Geschäftsjahr 1922 verlief problematisch. Im Januar sank D."Germar" infolge Eisschadens, die starke Entwertung der Reichsmark minderte zum einen den Wert der Entschädigungszahlung des Reiches für Kriegsverluste, zum anderen wurde der Ankauf preiswerter Auslandsschiffe praktisch unmöglich. Erst Ende des Jahres konnte D. "Teenkai" angekauft werden. Teilweise wurden kommissionsweise Prisenschiffe des Reiches bewirtschaftet. An der "Bremer-Rhederei-Vereinigung" wurde eine Beteiligung erworben.

Zum 1.Januar 1924 wurde das Aktienkapital auf Goldmark umgestellt. Dabei wurde für zehn alte Stammaktien eine neue zu 20 Reichsmark ausgegeben. Das neue Aktienkapital belief sich damit auf 155.000 Reichsmark. Aber auch 1924 blieb die Geschäftslage schlecht, es wurden kaum auskömmliche Raten erzielt. 1925 konnte dann erstmals eine Dividende in Höhe von 5% gezahlt werden.

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1926 wurde eine Kapitalerhöhung um 845.000 Reichsmark beschlossen, um neue Schiffe erwerben zu können. Im Geschäftsjahr 1927 konnte eine Dividende von 8% gezahlt und aus den Mitteln der Kapitalerhöhung drei Schiffe gekauft werden. Auch 1928 und 1929 konnte eine Dividende von 8% bzw. 6% ausgeschüttet werden.

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1930 traf die Weltwirtschaftskrise die Reederei in vollem Ausmaß. D. "Germar" und D. "Gerwin" waren praktisch das ganze Jahr über aufgelegt, das Überangebot an Tonnage drückte auf den Markt. Diese Entwicklung setzte sich 1931 fort, bei einem Verlust von 268.540 Reichsmark bestand keine Aussicht auf Besserung der Geschäftslage. Auf der Generalversammlung am 28.Juni 1932 wurde dann die Liquidation der Gesellschaft vorgeschlagen, da der Norddeutsche Lloyd, der die Globus-Reederei AG bisher gestützt hatte, selbst in Schwierigkeiten geraten war.

Der Liquidationswert reichte nicht aus, um alle Gläubiger zu befriedigen, das gesamte Aktienkapital war verloren. Die bedeutendsten Aktiva des Unternehmens, der Schiffpark, wurden im Rahmen eines Regierungsprogramms abgewrackt, da die Fortführung des Betriebes nicht sinnvoll erschien und die Schiffe nicht verkauft werden konnten.