SOCIETE COMMERCIALE DE L'OCEANIE,  HAMBURG

Der Hamburger Reeder Johann Cesar VI Godeffroy war der Gründer der Societe commerciale de l'Oceanie. Anlass für den wegen seiner Handelsaktivitäten sogenannten Südseekönig war, dass sich Wilckens & Co. aus dem gemeinsamen Unternehmen im westlichen Teil Polynesiens zurückzog. Godeffroy nutzte die Gunst der Stunde und gründete 1876 die Firma. Er gab ihr bewusst einen französischen Namen, denn in der Südsee gab es ausgeprägte französische und englische Interessen. Niemand sollte erkennen, dass es sich um ein deutsches Unternehmen handelte. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Gesellschaft eine Zweigniederlassung in Papeete, Faktorei Raiatea und Plantage Opunohu auf den Gesellschaftsinseln, sowie Faktoreien Taiohae und Tahauku auf den Marquesas Inseln. Wichtigste Produkte waren Kopra, Vanille, Perlmuttschalen und Baumwolle die nach Europa exportiert wurden.

SOC 1910.jpg (313494 Byte)

Als Geschäftsführer setzte Godeffroy seinen Neffen Gustav ein. Doch der verspekulierte sich, ließ seine Familie im Stich und floh nach Amerika. Viel Glück war der Reederei und Handelsgesellschaft in diesen Jahren nicht beschieden. Nach nur drei Jahren geriet sie in die Krise, die das Haus Joh. Ces. Godeffroy & Sohn in Hamburg mit seiner Zahlungsunfähigkeit auslöste. Die Aktien gingen an neue Eigentümer, die bis zur Enteignung auf Tahiti nach dem 1. Weltkrieg ein florierendes Unternehmen erschufen. Nach dem Krieg konnte das Unternehmen nicht mehr an diese Erfolge anknüpfen und wurde schließlich 1934 liquidiert.

Aktie der Societe commerciele de L'Oceanie von 1923.jpg (196 KB)        SOC 1925.jpg (319310 Byte)

Bis dahin ergab sich die folgende Kapitalentwicklung.

01.01.1876    250 Aktien zu 5.000 M = Kapital 1.250.000 M

Nov. 1879      Erhöhung auf 1.400.000 M und danach reduziert auf 1.150.000 M

1880              Kapitalreduzierung auf 1.050.000 M

30.06.1893    Erneut reduziert um 50.000 M durch Vernichtung von 10 Aktien

                      200 Aktien auf 2.500 M reduziert = Kapital 500.000 M

1910              Neuordnung in 500 Aktien zu 1.000 M und Kapitalerhöhung um 1.600.000 M

                      zusätzlich Ausgabe von 1000 unentgeltlichen Genussscheinen

25.05.1923    erhöht um 27.900.000 M in 5480 Stammaktien und 100 Vorzugsaktien zu 5.000 M

                      dabei war auf die Genussscheine von 1910 eine Zuzahlung in Höhe von 5.000 M zu leisten

1924              Umstellung auf Gold- bzw. Reichsmark. Aus 30 Mio. M wurden 34.500 RM.

                      Aus Stammaktien im Wert von 20.000 M wurde eine Aktie über 20 RM. Die Vorzugsaktien wurden auf 50 RM umgestellt.

                      Hierzu mussten die Stücke eingereicht werden. Außerdem wurde mit der Umstellung das Kapital um 165.500 RM erhöht.

1932              Beschloss die Hauptversammlung die Liquidation der Gesellschaft, die 1934 abgeschlossen war.

 

Im Sammlermarkt sind die Genussscheine, die wohl aufgrund der Zuzahlung teilweise nicht eingesetzt wurden, recht bekannt. Außerdem sind in recht geringer Stückzahl Aktien nach der Neuordnung aus den Jahren 1923 und 1925 verfügbar.

 

An dieser Stelle mache ich wieder einmal ein Werbeausnahme. Wenn Sie mehr über die Familie Godeffroy, ihre Aktivitäten in der Südsee und die Societe commerciale de l'Oceanie erfahren möchten, lege ich Ihnen das Buch von Claus Gossler an Herz. Eine wunderbare Studie erschienen im Verlag MontAurum. Titel: Die Societe commerciale de l'Oceanie (1876-1914) ISBN-10: 3-937729-20-8