VEREINTE WESER-DAMPFSCHIFFFAHRT

Die Anfänge der Gesellschaft sind nicht mehr darzustellen. Der Kaufmann Eduard Ichon in Bremen veröffentlichte im Jahr 1841 Beiträge mit Kostenanschlägen über die Einrichtung einer Dampfschiffahrt auf der Oberweser. Er stützte sich dabei auf die großen Fortschritte in der Flußschiffahrt in Frankreich. Wünschenswert erschien es ihm, gleich drei Dampfer zwischen Bremen und Minden möglichst schon im Frühjahr 1842 in Fahrt zu setzen.

Seine Idee fand allgemein Anklang, doch sollte auch die Strecke zwischen Bremen und Münden in die Planung mit einbezogen werden. Dies verlagerte die Ausführung ins Oberwesergebiet. Im Juni 1841 trat in Hameln ein Dampfschiffskomitee zusammen, bestehend aus Mitgliedern des Bürgerkollegiums, des Handelsstandes und des Gewerbevereins. Als Magistratsvertreter nahm Senator Dr. Georg Wermuth teil, der die treibende Kraft bei der Einführung wurde. Bald darauf entstand auch in Hannoversche Münden ein Dampfschiffskomitee. Im Jahre 1842 veröffentlichten diese Komitees eine gemeinsame "Einladung zur Beförderung einer Dampfschiffahrt auf der Weser". In dieser Einladung wurde angeregt noch im Laufe des Sommers eine regelmäßige Dampfschiffahrt auf der Oberweser zwischen Münden und Bremen einzuführen. Hierzu sollten 2 leicht und flachgehende, von Eisenblech gebaute, Dampfschiffe im Wert von 50.000 Thalern angeschafft werden.

Das Hamelner Komitee, das bis zur Gründung der "Vereinten Weser-Dampfschifffahrt" federführend blieb, wandte sich wegen der Einrichtung der Dampfschiffahrt auf der Oberweser, nun an das Ministerium der Finanzen und des Handels in Hannover und an die Preussische Regierung in Minden. Danach wurde am 11. April vom "Verein für die Dampfschiffahrt auf der Oberweser" in Minden ebenfalls eine Einladung zur Aktienzeichnung veröffentlicht. Zuletzt wurde dann auch in Bremen ein Komitee gegründet, das am 19. Mai 1842 mit einer Einladung zur Beförderung einer Dampfschiffahrt auf der oberen Weser an die Öffentlichkeit trat. Dabei wurde auf die Komitees in Hameln und Münden hingewiesen, nicht auf den Verein in Minden.

Im Juni 1842 waren bei den Komitees zu Münden, Hameln, Minden und Bremen insgesamt 40.500 Reichsthaler gezeichnet worden. Nach drei weiteren Konferenzen der Komitees in Hameln, konnte dann am 29. November 1842 mit 46 Aktionären die Gründungsversammlung stattfinden. Nach dem Protokoll dieser Generalversammlung belief sich das gezeichnete Grundkapital zu diesem Zeitpunkt auf 61.100 Thaler. Davon entfielen auf die Sektion Münden 155, Hameln 153, Minden 101 und Bremen 202 Aktien. Hameln wurde Sitz der Gesellschaft. Zweck der Gesellschaft war es ".. eine Dampfschiffahrtsverbindung auf der ganzen Strecke von Münden nach Bremen herzustellen, sowohl zur Beförderung von Personen, als zum Transport von Waren: sei letzteres auf den Dampfschiffen selbst, oder, wenn es erforderlich erachtet wird, durch Anhängeschiffe, als endlich zum bugsieren von Frachtschiffen. Es soll jedoch zunächst die Beförderung von Personen im Auge behalten werden." 

Vereinte Weser-Dampfschifffahrt von 1843 (158 KB)

Für diesen Schiffsverkehr standen der Vereinten Weser-Dampfschiffahrt 14 Landungsplätze in: Hann. Münden (am Werder), Karlshafen, Höxter, Holzminden, Hameln, sowie in Rinteln, Erder, Vlotho, Preuss. Minden, Stolzenau, Nienburg, Hoya und Bremen (beim Altenwall) zur Verfügung. Hinzu kamen 26 Kahnstationen an der oberen Weser von Veckerhagen bis Ohr und an der Mittelweser von Hessisch-Oldendorf bis Dreye.

In der Generalversammlung 1844 wurde die Zahl der Aktien mit 1000 festgestellt und die Genehmigung erteilt das Anlagekapital von 100.000 Thalern auf 200.000 Thaler zu erhöhen. Die Verteilung des Aktienbesitzes sah wie folgt aus:

Sektion Aktien 1844 Aktien 1846
Münden 190 285
Hameln 262 447
Minden 124 190
Bremen 424 1041
Zahl der Aktionäre 546 601

Das Ende der "Vereinten Weser-Dampfschiffahrt" aber war absehbar. Hatte man in den ersten Jahren noch einen Überschuss erwirtschaftet, so wurde es ab 1848 schwieriger. Durch die Eröffnung einer Bahnlinie zwischen Bremen und Minden erfuhr die Fahrgastschiffahrt eine deutliche Veränderung, so dass man in den Folgejahren die Güterschiffahrt in größerem Umfang betreiben mußte. Zusätzlich mussten die Dampfer "Wittekind", Hermann und "Germania" umgebaut werden, da sich bauartbedingt, der Rumpf durchgebogen hatte und der Leertiefgang sich bis auf 0,60 m vergrößert hatte. Dies führte bei niedrigem Wasserstand dazu, dass die Passagierschiffe manchmal nicht zu verwenden waren.

Bis 1855 hatte man mit diesen Maßnahmen Erfolg, aber man versäumte es neue Schiffe für die Güterschiffahrt in Dienst zu stellen und so musste man sich der schnelleren Eisenbahn beugen. Bei der Auflösung und Übernahme durch den Norddeutsche Lloyd im Oktober 1857, wurden 75% des Aktienkapitals als Verlust ausgewiesen. Die erste Hamelner Reederei verschwand damit, jedoch ist Hameln bis heute Standort der Passagierschiffahrt auf der Oberweser geblieben.

Technische Daten der betriebenen Schiffe.