GEBRÜDER SACHSENBERG AG, ROSSLAU AN DER ELBE

Im Jahr 1844 gründeten die Brüder Gottfried, Friedrich und Wilhelm Sachsenberg eine Maschinenfabrik in Roßlau an der Elbe. Hierzu hatten sie die vom Vater geerbte Fabrik, durch den Kauf eines Grundstücks an der Hauptstrasse ausgebaut. Die wichtigsten Produkte waren Dampfmaschinen, landwirtschaftliche Geräte, Ziegelpressen und Destillationsgeräte. 1866 wurde das Unternehmen durch den Kauf einer Schiffswerft ergänzt. 

Zuerst wurden dort nur Reparaturen durchgeführt, doch schon 1869 konnte der erste selbstgebaute Raddampfer die Werft verlassen. Es begann eine Ära in der sich die Werft bis um die Jahrhundertwende zur größten Binnenwerft Europas entwickelte. Die Werft hatte sich früh auf stählerne Schiffe spezialisiert und baute neben den Passagierschiffen, Spezialschiffe wie zum Beispiel Tank- und Fischereischiffe.  Dabei war es ein Glück, dass das Unternehmen mit Ernst Wilhelm Dietze, einen der besten Schiffsbauingenieure Deutschlands in ihren Reihen hatte. Er entwickelte u.a. das Roßlauer Schaufelrad, eine Optimierung, die dazu führte, dass viele Binnenschifffahrtsgesellschaften ihre Schiffe bei den Gebrüdern Sachsenberg bauen ließen.  So unter anderem auch die Dampfschiffahrts-Gesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein, die in Deutschland einer der wichtigsten Geschäftspartner war und wohl auch der Grund dafür, dass neben einer Werft in Stettin (1918), auch eine Werft in Köln (1898) übernommen wurde. 

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Solche Erweiterungen kosten natürlich Geld. Die Gesellschaft wurde 1892 in eine GmbH und 1908 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, an deren Spitze als Direktoren die Söhne der Gründer Gotthard, Georg und Paul Sachsenberg standen.

Das Gründungskapital betrug 1.760.000 Mark eingeteilt in Aktien zu 1.000 Mark. In den Jahren 1921 (2.240.000 Mark) und 1922 (5.000.000 Mark) führte man Kapitalerhöhungen auf insgesamt 9.000.000 Mark durch und 1924 wurden die Aktien auf 400 RM umgestellt. Danach betrug das Grundkapital 3.600.000 RM. 

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1930 musste aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation dieses Kapital im Verhältnis 4:1 herabgesetzt werden. Obwohl die Gesellschaft ihre Niederlassung in Köln zur Verringerung der Bankschulden bereits 1929 verkauft hatte, war dieser Schritt nicht zu vermeiden.

1934 stellte man aufgrund der unbefriedigenden wirtschaftlichen Situation, die Betriebe auf neue Produkte um. Hierzu wurde eine weitere Kapitalerhöhung vorgenommen. Im gleichen Jahr übernahm schließlich Gotthard Sachsenberg die Leitung der Firma. Da er jedoch die Kriegsproduktion verweigerte, entzog man ihm 1939 die Leitungsbefugnis.

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In den Folgejahren war die Werft in die deutsche Rüstungsindustrie integriert. Neue Produkte hieß übrigens beispielsweise Bergbau. So betrieben die Gebrüder Sachsenberg von 1939-1944 eine Mine im mittleren Schwarzwald. Ob eine Kapitalerhöhung aus dem Jahr 1940 (bisher nur Interimsscheine bekannt) damit in Zusammenhang steht konnte ich bisher nicht klären.

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Nach dem 2. Weltkrieg enteignete die sowjetische Besatzungsmacht die Familie und nach Gründung der DDR erfolgte die Umfirmierung in VEB Elbe-Werk und VEB Schiffswerft Roßlau. Mit der deutschen Wiedervereinigung fiel die Roßlauer Schiffswerft GmbH von 1990 bis 1993 unter die Verwaltung der Treuhandanstalt. Erneut versuchte man aus wirtschaftlichen Gründen zunächst eine Neuausrichtung des Unternehmens auf Stahlhochbau und Stahlbau mit maschinenbaulichen Elementen. Dies änderte sich 1994 mit der Privatisierung und Umfirmierung zur RSW Roßlauer Schiffswerft GmbH & Co KG. Heute ist dieses Nachfolgeunternehmen der Gebrüder Sachsenberg auch wieder als Zulieferer im Schiffbau tätig.