Der Reichsbankschatz
Immer wieder ist von Stücken aus dem BARoV oder dem
Reichsbankschatz die Rede, aber was war das eigentlich?
Beim sogenannten Reichsbankschatz handelte es sich um die
Wertpapiere aus den Jahren vor 1945, die der Reichsbank als Wertpapiersammelbank
zur Verwahrung übergeben wurden. Dabei ist zu beachten, dass per Erlass 1942 die
Wertpapiere aller rassisch Verfolgter an die Reichsbank abgeliefert werden
mussten. Außerdem war die Reichsbank ab 1943 die einzige Wertpapiersammelbank in
Deutschland. Dies ist der Grund warum sehr viele der damals in Umlauf
befindlichen Wertpapiere in diesen Tresoren verschwanden.
Nach dem 2. Weltkrieg lag die Reichsbank auf dem Gebiet der
ehemaligen DDR und die verwahrten Wertpapiere wurden dem "Amt für den
Rechtsschutz des Vermögens der Deutschen Demokratischen Republik" übergeben.
Dieses Amt verwahrte die Wertpapiere und da die DDR unter chronischem
Devisenmangel litt, nutzte es die Bestände seit Anfang der 70er-Jahre zur
Devisenbeschaffung. Hierzu wurden in der damaligen BRD immer wieder eine Art
"Bestellliste" verteilt und die angesprochene Klientel konnte bis Mitte der
80er-Jahre wie in einem Warenhaus bestellen. Dann gab es Ärger und die Quelle
versiegte.
Mit dem Fall der Mauer 1989 änderte sich alles. Die Stücke
wurden dem Bundesamt zur Regelung offener Vermögensfragen (BARoV) übergeben.
Zwar wurden die meisten dieser Wertpapiere in den Jahren seit 1945 für kraftlos
erklärt, aber diese Erklärung galt nur für die Forderung. Das Recht am Papier
blieb davon unberührt. So konnte man bis zum 31.5.1995 beim BARoV Ansprüche
geltend machen und Stücke zurückfordern, sofern man nachweisen konnte, dass man
früher der Eigentümer war oder man im Rahmen der Erbfolge einen Anspruch hatte.
Im Jahr 2001 war die Prüfung der Ansprüche abgeschlossen,
so dass die nicht abgeforderten Wertpapiere zu Gunsten des Entschädigungsfonds
in einer Versteigerung bestmöglich verwertet wurden. Den Zuschlag als
Versteigerer erhielt die Firma Busso Peus Nachf., die nun in mehreren
Versteigerungen die Wertpapiere versteigerten.
Insgesamt kamen so ca. 24 Millionen der einstmals 30
Millionen Papiere auf den Markt. 6 Millionen wurden vernichtet, da der Zustand
des Papiers nicht mehr sammelwürdig war. Aber keine Sorge es handelte es sich um
Papiere, die noch einige tausend Mal vorhanden waren. Die erste Versteigerung am
28. Juni 2003 umfasste 12 Millionen Inhaberpapiere Deutschlands in den Grenzen
von 1937 von denen je Emission mehr als 1000 Exemplare vorhanden sind. So sollte
der bisherige Markt verbreitert und möglichst viele Neusammler gewonnen werden.
In den folgenden Auktionen kamen die Emissionen mit geringer werdenden
Stückzahlen unter den Hammer. Schließlich folgte am 6./7. Juni 2009 die fünfte
und letzte Versteigerung mit deutschen Wertpapieren von denen in der Regel 20
Stück oder weniger vorhanden waren.
Auch in dieser Auktion wurden alle Lose zugeschlagen, so
dass sämtliche deutschen Wertpapiere versteigert werden konnten. Der Erlös aus
allen Auktionen betrug über 10 Millionen Euro. Ein Erfolg für das Auktionshaus
Busso Peus und ein großer Schritt für den Sammlermarkt, dem seitdem viele
tausend Papiere in allen Preisklassen zur Verfügung stehen. Ein Stück aus dem
Tresor erkennen Sie übrigens an der typischen BARoV Lochung. Dabei gibt es drei
verschiedene Lochungen:
1. ein ca. 1 cm großes Loch in der rechten oberen Ecke
2. ein kleines Loch im Prägesiegel
3. ein kleines Loch im unteren Drittel des Papiers, wenn
kein Prägesiegel vorhanden ist
Außerdem haben die Papiere aus dem Reichsbanktresor nur
sehr selten einen Kuponbogen. Falls Sie sich trotzdem nicht sicher sind, fragen
Sie den Verkäufer. Er muss Ihnen korrekt antworten, da er Sie ansonsten über die
Eigenschaft des Papiers täuscht. Zusätzlich können Sie sich auch über die Seite
https://www.peus-muenzen.de/reichsbankschatz.aspx informieren.
Nachdem in einer aus meiner Sicht etwas merkwürdigen
Auktion Ende 2015 die "Reste" der deutschen Wertpapierbestände versteigert
wurden (man fragt sich woher diese Bestände kamen), begann 2016 die
Versteigerung von ausländischen Stücken. Begonnen wurde mit den österreichischen
Aktien und Anleihen. Leider gibt es keine zuverlässige Schätzung wann die
Vermarktung dieser etwa 3 Millionen Papiere abgeschlossen sein wird. Zu
befürchten ist erneut eine jahrelang dauernde Vermarktung in größeren und
kleineren Tranchen.
Zum Schluss natürlich noch einige persönliche Anmerkungen
zu den Stücken aus dem Reichsbanktresor.
Stücke aus dem Reichsbankschatz sind keine 2. Wahl. Es gibt
eine Reihe von Papieren, die erst durch den Reichsbankschatz überhaupt dem Markt
zur Verfügung gestellt wurden und es gab auch Unikate in diesem „Schatz“.
Wer mit dem Sammeln anfängt sollte immer vorsichtig sein.
Viele Stücke des Reichsbankschatz werden auf ebay oder anderen
Auktionsplattformen vermarktete und können günstig erworben werden.
Meine persönliche Meinung war und ist, dass ein Stück von
dem 50 Papiere bekannt sind, nur in Ausnahmefällen über 100 Euro und ein Stück
von dem 100 Papiere bekannt sind, nur in Ausnahmefällen über 50 Euro kosten
sollte.
Dabei spielt die Quelle eine untergeordnete Rolle. Diese
Sichtweise hat sich übrigens in den letzten Jahren auch ziemlich durchgesetzt.
Stücke aus dem Reichsbankschatz sind dabei meist etwas günstiger, aber der
Preisabstand zu den Stücken ohne BARoV Loch beträgt in der Regel nur 10-15%.