MAINDAMPFSCHLEPPSCHIFFFAHRT ACTIENGESELLSCHAFT IN WÜRZBURG
Die Schwierigkeiten welche die bayerische Regierung der Mainschifffahrt und besonders dem Projekt der Kettenschifffahrt machte, zeigten sich darin, dass eine Konzessionierung, wie sie die "Mainkette" anstrebte, strikt abgelehnt wurde. Begründet wurde dies damit, dass die "Mainkette" gar kein Interesse habe ihre Strecke zu verlängern und die Förderung allgemeiner Verkehrsinteressen nicht in Aussicht stehe. Dagegen würden aber Staats- und Einzelinteressen stark beeinträchtigt.
So musste also ein Weg gefunden werden eine Gesellschaft ohne Konzessionierung zu gründen. Dazu versammelte man sich am 30. September 1883 in Schweinfurt und beschloss die Gründung der "Gesellschaft zur Hebung und Belebung der Mainschiffahrt". Diese Gründung erfolgte am 12. Januar 1884 in Würzburg unter dem Namen "Vereinigung für Förderung der Mainschiffahrt". Im Juli 1885 wurde diese Vereinigung in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Deren im Gründungsvertrag vom 14. Oktober 1885 festgelegter Zweck war "die Förderung der Mainschiffahrt durch Betrieb der Dampfschleppschiffahrt".
Das Gründungkapital betrug 57.900 Mark und war in 193 Aktien zu je 300 Mark eingeteilt. Es wurde im Jahr 1888 auf 63.000 Mark erhöht. Diese Kapitalerhöhung um 5.100 Mark wurde von Schiffsbau Firma Gebr. Schulz in Mainz übernommen, die sich an der Gesellschaft beteiligte. Wahrscheinlich stand die Kapitalerhöhung in direktem Zusammenhang mit dem einzigen Schiff der Gesellschaft. Der Hinterrad-Schleppdampfer war nämlich von Gebr. Schulz geliefert worden und kostete 58.000 Mark. Ohne eine Kapitalerhöhung wäre die Gesellschaft also praktisch schon am Ende gewesen.
Doch der Dampfer machte schon bei der Probefahrt im Herbst 1885 Probleme und wurde erst einmal nicht abgenommen. Im Frühjahr 1886 wurde er schließlich von der Gesellschaft übernommen, allerdings unter Verzicht des zugesicherten erreichbaren Tiefgangs. Leider wurden 1886 noch weitere Reparaturen notwendig, so dass letztlich von neun Monaten Betriebszeit lediglich sechs erreicht werden konnten. Besonders der Kessel bereitete Probleme. Er war zu klein für die 220 PS starke Maschine des Hinterraddampfers. Man brauchte jedoch die volle Leistung der Maschine um die Stromschnellen des Main zu überwinden. So musste um den Kessel zu schonen bei Aschaffenburg vorübergehend ein Pferdevorspann genutzt werden.
Auch die beiden folgenden Jahre brachten trotz des Austauschs des Kessels keine Besserung. Viele Reparaturen, ein Mangel an Schleppzügen, niedrige Schlepplöhne brachten hohe Kosten und wenig Ertrag. So war das einzige was wuchs der Verlust.
31.12.1887 - 227 Mark
31.12.1888 - 2.613 Mark
31.12.1889 - 6.034 Mark
Am 6. Juni 1890 beschloss die Generalversammlung daher die Liquidation der Gesellschaft. Die endete äußerst ungünstig für die Aktionäre. Besonders der Verkauf des Dampfers, der nach der Erneuerung des Kessels mit 63.600 Mark in den Büchern stand, war ein Fiasko. Er wurde für nur 6.000 Mark nach Mainz verkauft. So hatten die Gesellschafter nicht nur keine Dividende erhalten, sondern auch das eingesetzte Kapital verloren.