ÜBERSEE-REEDEREI-AG IN GEESTEMÜNDE

Als Bremer Kaufleute am 23. November 1921 in Geestemünde die Übersee-Reederei gründeten, gingen sie bestimmt nicht davon aus, dass die Gesellschaft nur wenige Jahre Bestand haben würde. Zweck der Gesellschaft war die Reederei mit den Fahrgebieten Nordsee, Ostsee und Mittelmeer. Die Gesellschaft wurde mit einem Kapital von 15 Millionen Mark ausgestattet, wobei anscheinend erst 7,5 Millionen geplant waren, aber schon im Gründungsjahr wurden weitere 7,5 Millionen nachgeschossen. Vorstand war Hajo Loop und Aufsichtsratsvorsitzender Wilhelm Lemke.

Im Hintergrund aber waren die eigentlichen Gründer und Anteilseigener Rabie & Stadtlander, sie waren bereits seit 1871 im Reedereigeschäft aktiv. Das erste Schiff der neuen Reederei, war daher auch die im Krieg beschädigte "Rheinland" die nach einer Generalüberholung den Namen "Spessart" erhielt.

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Zusätzlich hatte man ein weiteres Schiff bestellt. Die "Taunus" mit 1310 Tonnen Tragfähigkeit wurde 1922 von Janssen & Schmilinsky geliefert.  Nach anfänglichen Erfolgen bestellte die Gesellschaft zusätzlich die Dampfer "Rhön" und "Deister" mit jeweils 3100 Tonnen Tragfähigkeit.

Aber in den Folgejahren wendete sich das Blatt. Das Aktienkapital wurde aufgrund der Umstellung auf Goldmark auf 300.000 Mark neu festgesetzt und als ob dies ein böses Omen sei, kam die Gesellschaft in eine Krise. Die Frachtraten waren aufgrund von Überkapazitäten und einem Verdrängungswettbewerb sehr gesunken. Zwar wurden die "Rhön" und die "Deister" in Betrieb genommen, aber 1924 wurde die "Taunus" verkauft. Das Schiff war einfach zu klein und nicht rentabel.

Doch auch mit reduzierter Flotte konnte kein Gewinn erzielt werden, da die Frachtraten weiter sanken. Zu allem Unglück ging auch noch die "Deister" verloren und so musste man ein Ersatzschiff kaufen. Die Wahl fiel auf die ehemalige "Rheingold", die in "Eifel" umbenannt wurde. 1927 erfolgte die Sitzverlegung nach Bremen und Oskar Stadtlander wurde neuer Vorstand der Gesellschaft. In den beiden folgenden Jahren konnte die Gesellschaft einen kleinen Gewinn erwirtschaften, aber die Aussichten waren weiter schlecht. 

1931 dann der Anfang vom Ende. Auch die "Spessart" musste verkauft werden, die Frachtraten waren weiter gesunken und es fehlten Aufträge. So war die "Spessart" vor dem Verkauf 1930 nur 6 Wochen im Einsatz. Im selben Jahr wurde das Eigenkapital korrigiert. Übrig blieben 75.000 Reichsmark aufgeteilt in 3.625 Stamm- und 125 Vorzugs-Aktien.  So blieben die "Rhön" und die "Eifel", aber auch der Betrieb dieser Schiffe lohnte sich nicht und nur mit Hilfe der Subventionsprogramme der Regierung konnte die Reederei überleben.

Um so kurioser das Ende nach nur 15 Jahren. Keine Liquidation oder Konkurs beendete das Leben der Gesellschaft, sondern eine Änderung des Aktienrechts. Das besagte, dass eine Aktiengesellschaft mindestens 500.000 Reichsmark Eigenkapital haben musste. War dies nicht der Fall so konnten bestehende Gesellschaften wählen, ob sie sich auflösten, das Kapital erhöhten oder sich in eine andere Gesellschaftsform umwandelten. Letzteres geschah mit der Übersee-Reederei AG. Das Vermögen der Gesellschaft wurde auf die offene Handelsgesellschaft Rabie & Stadtlander übertragen.

Den Schiffen "Rhön" und "Eifel erging es übrigens schlecht. Beide wurden als Transporter im 2. Weltkrieg eingesetzt. Hierbei wurde die Rhön mit 700 Soldaten von einem sowjetischen Flugzeug versenkt, während die "Eifel" zwar den Krieg beschädigt überstand, aber danach von der britischen Marine mit Gasmunition beladen, in der Nordsee versenkt wurde.