NÜSCKE & CO. SCHIFFSWERFT, KESSELSCHMIEDE UND MASCHINENBAU-ANSTALT, A.-G., STETTIN
Das Alter einer Werft lässt sich meist nur schwer bestimmen, da im 17. und 18. Jahrhundert in der Regel die Selbständigkeit nur in dem Meisterrecht bestand, das man in seinem Gewerbe erwarb. Bei der Nüscke & Co. Schiffswerft verhält sich dies anders. Denn nachweisbar war, dass die Familie Nüscke deren Name die Werft trug, seit 1650 als Schiffsbauer tätig waren.
Schon vor dem siebenjährigen Krieg stand die Schiffbaukunst der Familie in hoher Blüte. Nicht nur Schiffe für Stettiner Rechnung, sondern auch Handelsfregatten für Holland und Frankreich wurden gebaut. 1797 entstand ein für die damalige Zeit stattliches Schiff "Der Gott Mars", das 136 Fuß lang und 35 Fuß breit war. Es trug 400 Lasten und hatte 30 Kanonenlöcher, die noch um 30 vermehrt werden konnten.
Danach kam eine schwere Zeit für die Werft, denn unter dem Druck der französischen Herrschaft trat bis 1817 eine Stagnation im Schiffbau ein. 1841 baute Nüscke dann sein erstes Dampfschiff in Grabow und damit begann eine Zeit in der die Werft jedes dritte Schiff baute, dass in Stettin bzw. Grabow auf Stapel gelegt wurde.
Zum Bau "eiserner Schiffe" kam die Werft erst 1891. Dann aber ging die Entwicklung um so schneller. Bereits 1903 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft unter Übernahme der in Stettin-Grabow ansässigen Werft mit etwa 1.000 Mitarbeitern. Der letzte Eigenbesitzer der Werft Joh. Nüscke wurde Mitglied im Aufsichtsrat.
Vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieg belieferte die Werft die namhaften deutschen Reedereien und Auftraggeber in Frankreich, Russland, Brasilien, Dänemark und Schweden. Der Krieg stellte wiederum neue Aufgaben und so mussten auch die Pläne für einen Ausbau der Werft, sie verfügte über 55.000 qm eigenen Grund und Boden verschoben werden.
Noch 1921 plante man den Ausbau und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Die Werft sollte bis zu 1.700 Menschen beschäftigen. Dies alles wurde durch die Werftenkrise Ende der 20er-Jahren verhindert. Die Deutsche Schiff- und Maschinenbau AG, Bremen kaufte die Werft 1928, nachdem sich die Gesellschaft mit dem Bau von Schiffen für niederländische Rechnung verkalkuliert hatte. Ziel war es aber wohl nur einen Konkurrenten auszuschalten. Denn im selben Jahr muss Nüscke & Co. Konkurs anmelden, ohne das die Muttergesellschaft etwas dagegen unternahm. Im Juli 1929 kaufte dann der Reeder Emil Retzlaff die Gesellschaft von der Deutschen Schiff- und Maschinenbau AG und vereinigte sie mit der Ostsee-Werft in Frauendorf zur Merkur-Werft, die jedoch 1931 Konkurs anmelden musste.
Die Kapitalveränderungen der Werft waren nur schwer nachvollziehbar, zumal auf dem Bild eine Aktie aus dem Jahr 1903 zu sehen ist, jedoch mit einer Nummer, die darauf hindeutet, dass dieses Papier erst 1908 ausgegeben wurde. Die Namensaktien waren mit einer Vorzugsdividende und mehrfach Stimmrecht ausgestattet um das Unternehmen vor einer feindlichen Übernahme zu schützen.
Emission | Nominal | Auflage | |
09.06.1903 | 1. 000 Mark | 800 | |
1908 | 1. 000 Mark | 200 | |
01.01.1917 | 1. 000 Mark | 1.000 | |
Nov. 1917 | 1. 000 Mark | 1.000 | |
27.05.1920 | 1. 000 Mark | 3.000 | |
27.05.1920 | 1. 000 Mark Namensaktien | 360 | |
24.10.1921 | 1. 000 Mark | 6.000 | |
24.10.1921 | 1. 000 Mark Namensaktien | 360 | |
30.06.1923 | 1. 000 Mark | 12.000 | |
30.06.1923 | 1. 000 Mark Namensaktien | 720 |
In Summe ergab sich ein Kapital von 25.440.000 Mark. Im Zuge der Umstellung auf Reichsmark wurden die Stammaktien im Verhältnis 10:1 und die Namens-(Vorzugs-)aktien im Verhältnis 50:1 herabgesetzt, so dass danach ein Aktienkapital in Höhe von 2.428.000 RM verblieb.