OLDENBURG-PORTUGIESISCHE DAMPFSCHIFFS-RHEDEREI
Am 28. Oktober 1882 kamen im Victoria Hotel zu Brake die Rheder der 1880 gegründeten Oldenburg-Portugiesischen Dampfschiffs-Rhederei zusammen und beschlossen die Gründung einer Aktiengesellschaft unter gleichem Namen. Jeder bisherige Anteilseigner erhielt für einen Part über 1000 Mark neue Aktien in gleicher Höhe und hatte weiterhin das Recht neue Aktien im Wert von 500 Mark zu beziehen, womit die Baukosten für ein weiteres Schiff finanziert wurden.
Alleiniges Vorstandmitglied der neuen Aktiengesellschaft war August Schultze, der in den Monaten zuvor seine Mitreeder nach anfänglichem Widerstand überzeugt hatte. Zunächst lehnte man sich geschäftlich an die "Oldenburgische Glashütte" an und beförderte Flaschen nach Portugal. Langsam aber stetig wurde jedoch trotz der starken Konkurrenz durch die Dampfschifffahrts Gesellschaft Neptun expandiert. Nachdem man 1889 sich mit der "Neptun" geeinigt hatte wuchs das Unternehmen und betrieb vor dem 1. Weltkrieg 28 Dampfer in regelmäßiger Fahrt zwischen Hamburg, Bremen, Rotterdam und Portugal, zwischen Hamburg, Antwerpen und Marokko, sowie zwischen den Kanarischen Inseln und den Azoren nach Hamburg. Fast alle Schiffe hatten übrigens Kabinen für eine begrenzte Anzahl von Passagieren.
Durch den 1. Weltkrieg verlor die Gesellschaft, die inzwischen ihren Sitz von Oldenburg nach Hamburg verlegt hatte ihre gesamte Flotte. 1919 begann mit den Entschädigungsgeldern und einer Kapitalerhöhung im Jahre 1921 der Wiederaufbau der Reederei. In den folgenden Jahren schloss man mit der Deutsche Dampfschifffahrts Gesellschaft "Hansa" und der Dampfschiffahrts-Gesellschaft "Neptun" Verträge, die insbesondere die Nordspanienfahrt regelte. Alle Gesellschaften profitierten davon, aber dann verfiel die Währung rapide.
Bis dahin hatte die Oldenburg-Portugiesische Dampfschiffs-Rhederei die folgenden Kapitalerhöhungen durchgeführt:
Jahr |
Kapitaländerung |
Stückelung der Änderung |
Gesamtkapital |
Stückelung des Gesamtkapital |
|
1882 |
450.000 Mark |
900 x 500 Mark |
450.000Mark |
900 x 500 Mark |
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1884 |
150.000 Mark |
300 x 500 Mark |
600.000 Mark |
1.200 x 500 Mark |
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1891 |
200.000 Mark |
200 x 1.000 Mark |
800.000 Mark |
1.200 x 500 Mark 200 x 1.000 Mark |
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1899 |
200.000 Mark |
200 x 1.000 Mark |
1.000.000 Mark |
1.200 x 500 Mark 400 x 1.000 Mark |
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1900 |
400.000 Mark |
400 x 1.000 Mark |
1.400.000 Mark |
1.200 x 500 Mark 800 x 1.000 Mark |
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1903 |
700.000 Mark |
700 x 1.000 Mark |
2.100.000 Mark |
1.200 x 500 Mark 1.500 x 1.000 Mark |
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1911 |
900.000 Mark |
900 x 1.000 Mark |
3.000.000 Mark |
1.200 x 500 Mark 2.400 x 1.000 Mark |
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1913 |
1.000.000 Mark |
1.000 x 1.000 Mark |
4.000.000 Mark |
1.200 x 500 Mark 3.400 x 1.000 Mark |
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1921 |
8.000.000 Mark |
8.000 x 1.000 Mark |
12.000.000 Mark |
1.200 x 500 Mark 11.400 x 1.000 Mark |
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1924 Umstellung auf Reichsmark und Kapitalherabsetzung im Verhältnis 5:1 |
Zum 1. Januar 1924 erfolgte dann die Bewertung der Gesellschaft in Goldmark. In den folgenden Jahren wurde in den Wiederaufbau der Reederei investiert. Die weitere Verbesserung der Kapitalausstattung, die geschlossenen Abkommen und ein Poolvertrag mit dem Norddeutschen Lloyd sicherten dem Unternehmen, trotz mancher Widrigkeit den Bestand und bescheidenes Wachstum. Doch bereits 1937 war absehbar, dass die Zukunft nicht einfach war. Die Erhebung des Generals Franco im Sommer 1936 und der folgende spanische Bürgerkrieg, brachte die vorübergehende Einstellung des Dienstes und behinderte die Spanienfahrt in den Folgejahren.
Bis zum Beginn des 2. Weltkriegs waren folgende Kapitalmaßnahmen durchgeführt worden:
Jahr |
Kapitaländerung |
Stückelung der Änderung |
Gesamtkapital |
Stückelung des Gesamtkapital |
|
1924 |
2.400.000 RM |
- |
2.400.000 RM |
1.200 x 100 GM 11.400 x 200 GM |
|
1926 |
1.200.000 RM |
6.000 x 200 RM |
3.600.000 RM |
1.200 x 100 RM 17.400 x 200 RM |
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1929 |
1.200.000 RM |
6.000 x 200 RM |
4.800.000 RM |
1.200 x 100 RM 23.400 x 200 RM |
Mit dem Ausbruch des Krieges kamen alle Linien der Reederei zum Erliegen. Die in den deutschen Häfen befindlichen Schiffe wurden zunächst in der Nord-Ostsee-Trampfahrt eingesetzt. Die in ausländischen Häfen liegenden Schiffe wurden dagegen, gemäß Anweisung des Reichsverkehrsministeriums, ohne Zustimmung der Reederei in Spanien verkauft bzw. beschlagnahmt. Trotz dieser Belastungen und weiteren Verlusten durch Kriegshandlungen war die Reederei immer noch in der Nord- und Ostseefahrt aktiv.
Am Tag der Kapitulation hatte die Oldenburg-Portugiesische Dampfschiffs-Rhederei noch 9 Schiff zur Verfügung. Alle Schiffe mussten an die Alliierten abgeliefert werden. Dies schien das Ende der Firma. Wie sollte eine Reederei ohne eigene Schiff überleben? Doch der Wille sich gegen den Zusammenbruch zu stemmen und die Drohung der Britischen Besatzungsmacht alle Reedereien ohne Existenzberechtigung zu schließen, vereinigte alle Kräfte und der Wiederaufbau wurde erneut angegangen. Zwar musste man sich anfangs mit der Küsten- und Binnenschifffahrt und kleinen Schiffen zufrieden geben, aber die Abkommen von Potsdam (1949) und Petersberg (1951) hoben die Beschränkungen auf.
Wirtschaftlich nahm die Währungsreform der Gesellschaft 90% ihrer Mittel, so dass nach Kriegsende ein Eigenkapital von 480.000 DM zur Verfügung stand. Da eine Kapitalbeschaffung am Markt aufgrund der wirtschaftlich angespannten Situation nicht den notwendigen Erfolg versprach, wurde die Gesellschaft 1951 in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Die Aktionäre wurden dabei mit 40% abgefunden.