SWINEMÜNDER DAMPFSCHIFFAHRTS-A.-G.

Zwar zeugt ein Schreiben aus dem Jahr 1783 an König Friedrich II. davon, daß bereits 1793 ein Seebad im damaligen Herzogtum Mecklenburg-Schwerin (Heiligendamm) eröffnet werden sollte, aber die Bäderschiffahrt an der Ostseeküste entwickelte sich nur langsam. Grund hierfür war die Annahme, daß nur die Seebäder an der Nordsee für Erholungszwecke geeignet und heilkräftig wären. So kam es, daß erst mit dem ausklingenden 19. Jahrhundert die Bäderschiffahrt an der Ostseeküste im größeren Stil betrieben wurde. Neben der Stettiner Reederei J.F. Braeunlich (ab 1896 Stettiner Dampfschiffs-Gesellschaft J.F. Braeunlich) war die Swinemünder Dampfschiffahrts A.-G. die bekannteste Gesellschaft die einen Liniendienst zwischen den Ostseebädern unterhielt.

Die Gesellschaft wurde 1890 mit einem Kapital von 300.000 M gegründet. Sie fuhr besonders auf der Strecke zwischen Stettin und Swinemünde. Bis heute ist nur die Emission vom 28. Februar 1927 über 100 Reichsmark bekannt. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um die, nach der Währungsreform umgestellten Stücke. 1928 wurde die Gesellschaft mehrheitlich durch die Stettiner Dampfschiffs-Gesellschaft J.F. Braeunlich übernommen, wobei  der Name nach außen erhalten blieb. Kein Wunder denn zu diesem Zeitpunkt liefen die  Geschäfte gut. Das änderte sich zu Beginn der 30er Jahre. Das Kapital wurde zur Beseitigung der Unterbilanz von 200.000 RM auf 100.000 RM herabgesetzt, um direkt danach wieder um 100.000 RM in Vorzugsaktien erhöht zu werden. Klartext, man benötigte frisches Geld. Das Ende der Gesellschaft ist leider nicht ganz klar, wahrscheinlich ist jedoch, dass sie während des 2. Weltkriegs mit der Muttergesellschaft verschmolzen wurde. 

Hafen von Swinemünde um 1940

So wenig über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Gesellschaft bekannt ist, über ihre Schiff kann man einiges erfahren. Viele Dampfer besaß diese Gesellschaft nicht, um genau zu sein deren sechs. Dies waren die Passagierdampfer "Swinemünde", "Heringsdorf","Das Haff" bzw. "Ahlbeck" "Berlin", "Deutschland" und "Stettin".

Swinemünder Dampfschiffahrts-A-G. (194 KB)

Der kleine Passagierdampfer "Swinemünde" war das erste Schiff der 1890 gegründeten Gesellschaft. Der Stapellauf fand am 4. April 1891 in Grabow bei Stettin statt. Im Mai des gleichen Jahres konnte der Dampfer in Dienst gestellt werden. Die Fahrtroute beschränkte sich vorwiegend auf den Liniendienst zwischen Stettin und Swinemünde. Laut Fahrplan benötigte die "Swinemünde" für die Strecke von Swinemünde (Rathausplatz) bis zur Anlegestelle an der Stettiner Hakenstraße 3 Stunden und 15 Minuten. Gelegentlich war das Schiff auch für Sonderfahrten im Einsatz. Die "Swinemünde" wurde ein Opfer des 2. Weltkriegs. Der Dampfer sank am 17. August 1944 bei einem Bombenangriff im Hafen von Stettin.

Techn. Daten:

Bauwerft : Stettiner AG (vormals Möller & Holberg), Grabow

Bau-Nr. : 389 BRT : 243

Länge : 46,4m Breite : 6,5m

Leistung : 500 PS Geschwindigkeit: ca. 9,0 kn

Passagiere : 440 Besatzung:13 

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Das zweite Schiff des Swinemünder Schiffahrtsunternehmens, der Passagierdampfer "Heringsdorf" lief am 23. Mai 1891, nur kurze Zeit nach der "Swinemünde" ebenfalls in Grabow vom Stapel. Auch dieser Dampfer befuhr regelmäßig die Strecke Stettin - Swinemünde. Seit 1925 gehörte der Dampfer durch Ankauf, 1926 in "Großherzog" umbenannt der Mecklenburgischen Seebäder-Linie, Rostock. 1925 wurde der Dampfer bei der AG Neptun, Rostock, umgebaut. Bereits im Januar 1928 kaufte das Ostseebad Heiligendamm dieses Schiff bei einer Versteigerung. Am 20.Mai 1931 erwarb für 20.000 RM Walter Martens aus Rostock die "Großherzog" und setzte sie ab Pfingsten 1931 ein. 1937 -nicht wie oft angegeben 1939- erfolgte der Verkauf an die Kieler Verkehrs AG, Kiel, und die Umbenennung in "Jägersberg". Als Fördedampfer war die ehemalige "Großherzog" jedoch nicht lange im Einsatz. Ab 1940 diente sie der deutschen Kriegsmarine in der Torpedoversuchsanstalt als Versuchsschiff in Gotenhafen. Durch die deutsche Kriegsmarine wurde sie am 1. April 1943 beschlagnahmt und später von der Marine angekauft. Der Dampfer mußte am 29. März 1946 an die damalige Sowjetunion abgeliefert werden. Als "Sirius" unter sowjetischer Flagge war das Schiff noch bis 1960 im Einsatz.

Techn. Daten:

Bauwerft : Stettiner AG (vormals Möller & Holberg), Grabow

Bau-Nr. : 390 BRT : 243

Länge : 43,9m Breite : 6,4m

Leistung : 300 PS Geschwindigkeit: k.A.

Passagiere : 380 Besatzung : 13 

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Der 1864 gebaute Passagierdampfer  "Das Haff" wurde 1901 von J.F. Braeunlich übernommen und in "Ahlbeck" umbenannt.  1904 muß er wohl verkauft worden sein, denn er taucht bis 1907 nicht mehr in den Registern auf. Schließlich wird als "Varuna" bei Gottfried Th. C. Rogall in Hamburg wieder in Dienst gestellt. 1905 Verkauf an F.G. Volkens in Wismar und 1907 an die Gebr. Lüders in Hamburg. 1910 wurde die "Varuna" abgewrackt. 

 

Techn. Daten:

Bauwerft: Stettiner Maschinenbau AG "Vulcan"

Bau-Nr.:  46 BRT : 151

Länge : 36,21m Breite : 4,41m

Leistung 130 PS Geschwindigkeit: ?

Passagiere: ? Besatzung : 9

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Der dritte Neubau für die Swinemünder Dampfschiffahrts-A.-G., der Dampfer "Berlin", wurde 1905 in Auftrag gegeben und lief im darauffolgenden Jahr vom Stapel. Im März 1906 konnte der Passagierdampfer in Dienst gestellt werden. Auch er wurde überwiegend im Liniendienst zwischen Stettin und Swinemünde eingesetzt. Am 24. Juli 1914 kollidiert die "Berlin" aufgrund von einem Ruderversagen im Papenwasser nahe der Odermündung mit dem Schlepper "Ostsee". Danach kollidierte das Passagierschiff leicht mit dem schwedischen Erzdampfer "Porjus" und sank, jedoch nur teilweise, denn aufgrund der geringen Wassertiefe, befand sich nur der vordere Teil des Dampfers unter Wasser. Einige in Panik geratene Passagiere sprangen über Bord. Die "Berlin" konnte jedoch gehoben werden. Sie wurde zunächst aufgelegt und später repariert. Während des 1. Weltkriegs kam sie nicht in Fahrt. Nach dem Krieg wurde sie als Salon-Schnelldampfer bezeichnet und auf der alten Linie wieder eingesetzt. Während des 2. Weltkriegs war die "Berlin" unter der Bezeichnung H208 für kurze Zeit für die deutsche Kriegsmarine im Dienst. In den letzten Apriltagen 1945 lief das Schiff mit Flüchtlingen an Bord in Richtung Dänemark aus. Am 3. Mai 1945 erreichte das Schiff den dänischen Hafen Vordingborg, wo sie bis Juli 1945 aufgelegt blieb. Im Juli befand sich das Schiff in Kopenhagen, ab August 1945 in Hamburg. Am 27. Februar 1946 mußte sie als Reparationszahlung an die UdSSR abgeliefert werden. Nach Instandsetzungs- und Renovierungsarbeiten in Wismar, war die in "Pestel" umbenannte "Berlin" noch bis mindestens 1959 in den Küstengewässern des Schwarzen Meeres im Einsatz. 

      

Techn. Daten:

Bauwerft : Nüscke & Co. AG, Stettin

Bau-Nr. : 138 BRT : 503

Länge : 56,1m Breite : 8,1m

Leistung : 800 PS Geschwindigkeit: 12 kn

Passagiere : 550 Besatzung : 22 

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Der Dampfer "Stettin" wurde 1914 von der Administration de Navigation à Vapeur , Istanbul, als Fährschiff für den Dienst auf dem Marmara-Meer in Auftrag gegeben. Bereits zur Zeit des 1. Weltkriegs, im November 1914, fand in Danzig der Stapellauf des Dampfers als "Bostandje" statt. Nach dem Stapellauf stellte die Werft den Weiterbau des für die Türkei bestimmten Schiffes ein. Auch nach dem ersten Weltkrieg änderte sich nichts an dieser Situation. Die Swinemünder Dampfschiffahrts A.-G. kaufte 1927 den Rumpf an, ließ das Schiff als "Stettin" fertig stellen und setzte als Passagierdampfer für den Linien - und Bäderverkehr, zusammen mit den Dampfern "Berlin" und "Swinemünde" ein. Während des 2. Weltkriegs diente die "Stettin" der deutschen Kriegsmarine als Entfernungsmeß- und Artillerie-Schulschiff. Nach Kriegsende verblieb die unbeschädigte "Stettin" in Deutschland. Von der TMMC wurde sie 1945 als Nummer 835 erfaßt und beschlagnahmt. In dieser Zeit war das Schiff für die Stettiner Dampfschiffs-Gesellschaft J.F. Braeunlich mit Heimathafen Lübeck eingetragen. Die HADAG charterte 1946 die Stettin für den Dienst Hamburg-Cuxhaven. Ein Jahr später wurde sie an August Bolten, Wm. Millers Nachf., Hamburg verchartert. Diese Reederei setzte den Dampfer zwischen Hamburg und Bremerhaven ein. Die "Stettin" lag 1949 in Hamburg auf. Am 4. Dezember 1949 sank das Schiff bei einem Sturm in Hamburg, durch Wassereinbruch. Es wurde gehoben, instand gesetzt, jedoch bereits 1951 abgewrackt.  

   

 Techn. Daten:

Bauwerft : Werftbetriebsgesellschaft Klawitter & Co., Danzig

Bau-Nr. : 386 BRT : 375

Länge : 53,5m Breite : 7,9m

Leistung : 1200 PS Geschwindigkeit: 13 kn

Passagiere : 600 Besatzung : 13 

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Der Passagierdampfer "Deutschland" war der größte und modernste Neubau für die Swinemünder Dampfschiffahrts A.-G.. Am 20. Mai 1925 lief der Dampfer vom Stapel und konnte bereits im Mai des gleichen Jahres in Dienst gestellt werden. Beschäftigt wurde die "Deutschland" neben dem Liniendienst auch für Fahrten zu den pommerschen Seebädern und für Sonderfahrten. Am 17. August 1929 kollidierte das Schiff mit dem Dampfer "Alexandra" aus Stettin und sank teilweise. Es gelang die "Deutschland" zu heben und instand zu setzten. Sie wurde 1930 an die Stettiner Dampfschiffs-Gesellschaft J.F. Braeunlich verkauft und in "Frigga" umbenannt. Die "Frigga", die Ersatz für den 1929 zum Abbruch verkauften Raddampfer "Freia" sein sollte, war in der Hauptsache im Seebäderdienst zwischen Stettin und Swinemünde beschäftigt. Die deutsche Kriegsmarine übernahm im Dezember 1939 das Seebäderschiff und rüstete es zum U-Boot-Tender und Taucher-Schulfahrzeug um. Im Verlauf des 2. Weltkriegs hatte der Dampfer u.a. auch die Funktion eines Navigations-Schulschiffs unter dem Namen "Zenith" in Gotenhafen. Die ehemalige "Deutschland" überstand den Krieg, mute aber im März 1946 als Reparationsleistung an die UdSSR übergeben werden. Unter sowjetischer Flagge und umbenannt in "Orion" blieb der Dampfer noch einige Jahre im Einsatz. Aus Lloyd’s Register wurde er 1960 gestrichen.

Techn. Daten:

Bauwerft : Nüscke & Co. AG, Stettin

Bau-Nr. : 273 BRT : 557

Länge : 61,8m Breite : 8,5m

Leistung : 1000 PS Geschwindigkeit: 13 kn

Passagiere : 1100 Besatzung : 15

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