HWP-Tagebuch

Da die Auktionshäuser erfreulicher Weise immer schneller werden, zumindest was das Veröffentlichen der Auktionsergebnisse angeht, machen die Auktionsberichte in der bisherigen Form nur noch wenig Sinn. Stattdessen werde ich eine Art Tagebuch führen, in dem ich über Auktionen und sonstige Ereignisse berichte, denen ich sicher den einen oder anderen persönlichen Kommentar hinzufügen werde.  

 

Hamburg, 5. Dezember 2015

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und so wird es nach dem Urlaub Zeit für ein Fazit. Zwar konnte ich die letzten Auktionen von Mario Boone, Spink und anderen nur am Rande mitverfolgen, doch scheinen mir die Ergebnisse vielversprechend. Besonders der Erfolg der Auktion in Brüssel hat mich gefreut. War doch letzte Auktion nicht ganz so gut gelaufen. Keine Überraschung auch die nicht so tolle Auktion mit den Anleihen des Deutschen Reichs in London. Sorry, ich frage mich noch immer was das sollte? Hoffentlich war es den sogenannten Verantwortlichen eine Lehre. 

Das ich das Jahr sehr positiv betrachte liegt sich nicht nur an meiner persönlichen Erfolgsbilanz (ich habe lange nicht mehr so viele Stücke für meine Sammlung bekommen) sondern auch daran, dass sich einige Märkte gut behaupten bzw. sich erholt haben. Der US Markt bestätigte seine zwar langsame aber stetige Entwicklung, China bleibt Spekulations- und Wachstums-Markt. In Europa festigt sich der Schweizer Markt und auch Russland bleibt stabil, wobei hier der Nachschub an guten Stücken fehlt. Ähnliches gilt für Deutschland vor 1945, obwohl hier noch weiteres Potential sehe. Potential haben sicher weiterhin DM-Papiere, die wahrscheinlich keinen solchen Boom mehr erleben werden wie in den letzten 2-3 Jahren, aber sicherlich auf dem nun höheren Preisniveau stabil bleiben. 

Spannend wird es zu sehen, wie der Handel die nächsten Jahre auf die schwindende Anzahl von "Intensivsammlern" reagieren wird. Hier wird mir persönlich zu viel geklagt und zu wenig über neue Vertriebswege nachgedacht. Zu befürchten sind daher weitere "Preisrunden", die letztlich jedoch genau das Gegenteil erreichen, nämlich eine Verteuerung der für Neueinsteiger interessanten mittelpreisigen Papiere, die dazu führen kann, dass potentielle Sammler schnell an ihre Budgetgrenzen stoßen und das Hobby nicht weiterverfolgen. Für die Alt-Sammler sollten sich auf Basis dieser Entwicklung gute Chancen ergeben, ihre Sammlungen auszubauen und vielleicht bieten ja Händler oder Sammler demnächst mehr Stücke direkt an um die hohen Auktionsnebenkosten zu umgehen.

Da Basis für jedes Hobby Geld ist, werde wir hier wohl keine negative Entwicklung erwarten müssen. Der Spargroschen wird immer weniger interessant, so dass grundsätzlich ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen sollten, die im HWP-Markt investiert werden können. 

Zum Schluss noch ein Wort zu den Papieren, die auf der großen bekannten Internetplattform "versteigert" werden. So traurig es ist, so muss man doch feststellen, dass die Plattform immer mehr vergammelt. Sie taugt fast nur noch um zu klären ob ein Papier Massenware ist. Zumal man den Eindruck gewinnen muss, dass manche Händler zu dumm sind um ein deutsches Papier von einem US Papier zu unterscheiden und es bei mancher Auktion nicht wirklich mit rechten Dingen zu geht. So positiv ich die Plattform daher bezüglich der Markttransparenz bewerte, so sehe ich leider auch sehr viel Unregelmäßigkeiten die unserem Hobby schaden.

Wie in den letzten Jahren werde ich mich nun in den "Winterschlaf" verabschieden und versuchen, den Rest des Jahres ohne Historische Wertpapiere klar zu kommen   

Wiesbaden, 17. Oktober 2015

Nur zwei Wochen nach FHW und doch ein großer Unterschied. Nach dem guten, aber doch eher durchschnittlichen Ergebnis der Freunde, war die Auktion von HWPH in Wiesbaden, wie immer von Matthias Schmitt veranstaltet, eine deutliche Steigerung. Nicht nur wegen einiger spektakulärer Zuschläge, sondern auch weil eine ganze Reihe von Papieren im mittleren Preisbereich zu ordentlichen Preisen Käufer fanden. Zunächst wurde jedoch vor der eigentlichen Auktion eine Zwangsversteigerung durchgeführt. Dabei handelte es sich um Papiere, die vor einigen Jahren beim Auktionshaus Tschöpe liegen geblieben waren, jedoch direkt im Anschluss an die damalige Auktion gepfändet wurden. Diese Stücke wurden nun zum halben Schätzpreis aufgerufen und fast vollständig versteigert. Vom erhofften 6-stelligen Gesamtergebnis allerdings mit Recht weit entfernt. Danach begann vor dem Deutschland Teil eine Reise durch fremde Länder mit zum Teil erstaunlichen Zuschlägen, woran nicht nur das Internet, sondern auch ein intensiv bietender Saal seinen Anteil hatte. Besonders gesucht waren wie schon in Frankfurt neben chinesischen Papieren, rare US-Stücke und einige seltene Werte im Europa Teil. 

Ebenso gut gefragt auch die angebotenen deutschen Papiere vor 1945 und natürlich die DM-Titel. Dabei fiel der preisliche Vorteil nicht mehr ganz so stark zu Gunsten der DM Stücke aus. Wohl auch eine Folge des erreichten Preisniveaus, dass sich immer stärker den guten RM Stücken nähert bzw. dieses vereinzelt schon erreicht. Trotzdem natürlich in der Zuschlagsquote noch ein deutlicher Vorteil für die DM Papiere. Großartig die Quote bei den angebotenen Top 50 mit dem Starstück der Auktion einem Stück der Graham Newman Corp. mit Warren E. Buffett Signatur. Zuschlag bei 35.000 Euro, was dem Auktionator fast die Stimmbänder zerriss. In jedem Fall war danach klar, was im Vorfeld noch diskutiert wurde. Ist ein solches Stück wirklich so viel wert (Ausruf 5.000 Euro). Antwort: Nein, es ist offensichtlich viel mehr wert.

Vor den russischen Papieren musste ich leider gehen, doch was ich bis dahin gesehen hatte reichte mir jedenfalls um beim nächsten Mal wieder zu kommen. Das Ergebnis spare ich mir an dieser Stelle, da HWPH dieses während ich diese Zeilen schreibe wahrscheinlich schon veröffentlicht hat. 

Hamburg, 4. Oktober 2015

Gestern war die 108. Auflage der Auktion der "Freunde" in Frankfurt. Nun ja, nicht ganz ohne Probleme für die anreisenden Teilnehmer, denn dort waren die Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit. Trotzdem von Beginn an ein gut gefüllter Saal. Kein Wunder war das Angebot doch sehr attraktiv. Vielleicht fehlten die ganz großen Highlights, doch auch mit guten Titeln im mittleren Preisniveau kann man ein sehr ordentlich Auktion auf die Beine stellen. Entsprechend gut die Stimmung bei den Sammlern und Veranstaltern Jörg Bennecke und Michael Weingarten. Diese wollten neben 6 Sammlungen noch diverse gute Einzelstück an die Sammler bringen.

Das mit den Sammlungen klappte sehr gut bei der Eisenbahn Sammlung Schweiz, diese wurde komplett versteigert und der Fußball Sammlung, die einzeln aufgerufen nahezu vollständig (bis auf 3 Lose) verkauft werden konnte. Weniger gut war der Verkauf der Sammlungen Südamerika und Schokolade. Die Südamerika Sammlung ist einfach zu speziell und der Schokoladen Sammlung (sorry!) fehlten die wirklich guten Stücke. Ähnlich auch bei der Frankfurt Sammlung, einige Stücke fanden den Weg zu den Sammlern, doch auch hier war zuviel Masse und zu wenig Klasse (Ausnahme Neue Theater Gesellschaft) am Start. Katastrophal muss man leider den Versuch bezeichnen eine Cripple Creek / W.S. Stratton Sammlung zu verkaufen bezeichnen. Zwar wurde auch hier nicht jedes Los aufgerufen, aber alle ausgerufene Lose gingen zurück.

Im weiteren Verlauf der Auktion wurden überwiegend die bestehenden Trends bestätigt. Seltene amerikanische Eisenbahnen bleiben, ebenso wie gute DM-Stücke sehr gesucht. Dabei zieht das Preisniveau immer noch leicht an. In dieser Auktion besonders auffällig, dass derzeit auch Schifffahrtspapiere national und international sehr gefragt sind. Weniger gut dagegen Rest Europa, hier schwächelte auch Russland, was offensichtlich am nicht vorhandenen Material lag. Stärker dagegen der Ferne Osten, dort besteht weiterhin große Nachfrage. 

Die Ergebnisse der Highlights soweit aufgerufen:

Titel Ausruf Zuschlag
332 Artisans Bank 25.10.1856 2.500,00 0
382 Citizens National Bank of Oneonta 12.12.1923 2.000,00 ?
402 Credit Foncier of America 18.03.1867 8.000,00 0
417 European-American Tunnel Co. 23.01.1883 3.500,00 0
569 US-Eisenbahnen - Konvolut (192 Stücke) 2.000,00 2.850,00
584 Bankers’ Gold Mining & Milling Co. 23.02.1901 2.000,00 0
770 Dampfschifffahrt-Gesellschaft „Osilia“ 01.01.1873 2.500,00 0
Sammlung Schweizer Bahnen 20.000,00 20.200,00
840 Rhätische Bahn A.-G. 30.06.1901 4.500,00 -
841 Rhätische Bahn A.-G. 15.12.1906 2.500,00 -
872 Casino im St. Jacob-Garten 15.07.1843 2.000,00 0
Sammlung Schokolade 5.000,00 0 Einzelverkauf
Sammlung Frankfurt 42.000,00 0 Einzelverkauf
1168 Neue Theater-AG 01.07.1877 10.000,00 0
1232 AG für Wasserheizung und Wasserleitung (vormals Granger & Hyan) 01.12.1872 3.000,00 3.000,00
1235 Altenburger Actien-Brauerei 30.07.1888 2.500,00 0
1270 Berliner gemeinnützige Baugesellschaft 01.01.1849 4.400,00 4.400,00
1306 Carosseriewerke Schebera AG 31.01.1922 2.200,00 0
1335 Deutsche Dampfschiffahrts-Gesellschaft Hansa - Asiatische Linie 1.11.1889 1.250,00 2.200,00
1358 Elb-Amerikanische Compagnie 02.01.1825 4.800,00 0
1359 Elbinger AG für Fabrication von Eisenbahn-Material 25.02.1871 4.000,00 0
1535 Münchener Tierpark AG 13.11.1930 4.500,00 4.500,00
1536 Neue AG zum Betrieb des Kurhaus-Etablissements zu Nauheim 10.03.1860 2.500,00 3.100,00
1539 Neue Spar-Casse der Freien Hansestadt Bremen 29.04.1882 3.000,00 ?
1561 Perpetuum Mobile 12.10.1849 4.500,99 0
1582 Rostocker Vereins-Bank 02.01.1873 2.500,00 2.500,00
1592 Soc. des Fermes Réunies du Kurhaus et de la Banque de Nauheim Hesse Électorale 20.03.1854 2.500,00 2.500,00
1622 Sucrerie de Meinau 28.04.1839 2.000,00 2.600,00
1625 Teltower Kanalterrain AG 01.06.1905 2.500,00 2.800,00
1636 Verein für den Ellener Hof 01.07.1846 2.000,00 0
1653 Westfälischer Zoologischer Garten zu Münster 01.02.1874 2.000,00 0
1660 Zoologische Gesellschaft in Hamburg 01.08.1864 2.400,00 0

0 = kein Zuschlag

- = kein separater Zuschlag da Sammlung verkauft

? = nicht aufgerufen

Angaben ohne Gewähr

In Summe dürfte das ein ordentliches Ergebnis sein. Eine gute Grundlage für die weiteren Auktionen die im Herbst noch folgen. Meine Ergebnisprognose trotz der guten Stimmung im Saal etwas unter 45% der Lose und knapp 40% vom Ausruf. Es gingen einfach zu viele teure Papiere zurück.

Ein Wort zum Basar. Ich habe ihn nicht vermisst und so geht es glaube ich vielen Sammlern. Es mag sein, dass ein Basar hin und wieder interessant ist, als regelmäßige Einrichtung hat er ausgedient. Übrigens auch eine Chance für die Auktionshäuser mal wieder die Standorte zu überdenken. Das Argument sonst kommt kein Händler zum Basar entfällt ja jetzt und vielleicht sollte man unser Hobby endlich mal zum potentiellen Kunden bringen und nicht darauf warten, dass Hotelgäste sich in einen Auktionssaal verirren. 

Hamburg, 4. September 2015

Nun geht es also wieder los. Nach der Sommerpause und dem traditionellen Sommerfest der Freunde Historischer Wertpapiere, sind nun mit Papierania, Kürle, FHW und HWPH gleich 4 Auktionen bis Ende Oktober anstehend.

Bemerkenswert, dass nach HWPH nun auch FHW seine Provisionssätze nach oben schraubt.  (HWPH 15 auf  18%, FHW 18 auf 21%). Besonders Einlieferer guter Stücke haben hier künftig einen langen Hebel an dem sie sitzen. Schließlich leben die Auktionshäuser von guten Stücken, da muss man als Einlieferer nicht jede Kondition akzeptieren. Für Käufer natürlich unangenehm, da damit nicht nur der Ankauf teurer wird, sondern auch noch die späteren Verkaufserträge sinken.
Über die Gründe für die Anhebung kann man natürlich nur spekulieren, doch mir persönlich scheint, dass die Marktentwicklung in den letzten Jahren zu Gunsten der Spekulationswelle stark vernachlässigt wurde. Das gilt besonders für Suche nach Sammlern für Papiere vor 1945. Die DM Werte konnten aufgrund ihres zeitnahen geschichtlichen Bezugs, des deutlichen niedrigeren Preisniveaus und einigen sehr eifrigen Sammlern/Händlern noch halbwegs ordentlich voran gebracht werden, doch alle anderen Segmente stagnieren oder sind rückläufig.

Entsprechend dürftig ist nun wohl die Ertragslage der Auktionshäuser. Hohe Bestände und ein in vielen Segmenten schlecht entwickelter Markt, dass kann nicht gesund sein. Ob der Versuch, dies über höhere Provisionssätze zu kompensieren langfristig zum Erfolgt führt, darf allerdings auch bezweifelt werden. Das klingt eher danach – wir verdienen so lange es noch einigermaßen läuft, danach..... Wann das so sein wird, wird für den Sammler übrigens schwer zu erkennen sein, da durch geschickte "Unterstützungskäufe" zu hohen Preisen der Anschein eines Marktes entsteht, der in Wirklichkeit gar nicht existiert. So wird dem wertorientierten Sammler dann ein Preis (Wertzuwachs) vorgespielt, den er aber nie realisieren kann, schon gar nicht wenn die Blase erst einmal geplatzt ist.
Klar, dass Investoren (die sich schon vorher mit diesem Markt schwer getan haben) nun keine Freude mehr an historischen Wertpapieren haben. Fast 50% Wertsteigerung  (man darf die Mehrwertsteuer nicht vergessen) sind selbst bei den Topstücken in unserem schwierigen Markt auf Jahrzehnte nicht zu erzielen.

So wird dem Sammler zwar letztlich nichts anderes übrig bleiben als diese Sätze beim Kauf in einer Auktion zu akzeptieren, doch beim Verkauf besonders im mittelpreisigen Segment werden wohl kleine Auktionshäuser und ebay demnächst wieder eine größere Rolle spielen. Die heutigen „großen“ Auktionshäuser werden dagegen künftig wohl kleinere Brötchen backen müssen oder, wie in Ansätzen ja schon erkennbar, sich neu orientieren, um mit historischen Wertpapieren überhaupt im Markt weiterhin bestehen zu können.

Fazit: Leider sind die Erträge aus der Spekulationswelle nur in die Taschen geflossen, in die Entwicklung des Sammlermarkts wurde nur wenig investiert und das rächt sich nun. Da ist man als reiner Sammler doch glücklich, wenn man nur aus Spaß sammelt, kann einem der Wert egal sein und beim Verkauf zu Lebzeiten, dürfte es für besondere Sammlungen in Zukunft hohe Rabatte auf die Provisionssätze geben, so dass für Topstücke zum Verdruss der Auktionshäuser vielleicht sogar ein höherer "Ertrag" bleibt.

Apropos Kritik, dass BADV ist aktuell wohl der schlimmste Marktteilnehmer, den ich seit vielen Jahren erlebt habe. Hier wird in jeder Hinsicht Inkompetenz und Unzuverlässigkeit in Vollendung gelebt. Man hat Jahre gebraucht um nun festzustellen, dass es Restbestände an deutschen Aktien gibt? Die werden nun nicht an die Ersteigerer der Auktionen weitergegeben, sondern separat vermarktet. Das ist eine Schande und entspricht leider wieder einmal dem Rechtsverständnis deutscher Behörden. Bestrafung von Menschen, die sich auf die Aussagen von Behörden verlassen. Bleibt zu hoffen, dass große Käufer der Versteigerungen gegen diese Behörde vorgehen.

Hamburg, 21. Juni 2015

Urlaubs- und arbeitsbedingt gibt es leider keinen Bericht zu Berlin und auch die Spinkauktion bleibt unkommentiert. Berufs- und Privatleben lassen sich nicht immer mit Tagebucheinträgen verbinden. Kleiner Ersatz mag die Geschichte zu meiner letzten Neuerwerbung sein.

Vor einigen Jahren bekam ich von einem australischen Heimatsammler einen Tipp. Ich möge doch einmal unter www.gowansauctions.com.au schauen, die hätten immer wieder einmal interessante Antiquitäten, vielleicht wäre ja etwas für mich dabei. Das Auktionshaus Gowans hat seinen Sitz in Moohan, einer 6.000 Einwohner großen Gemeinde am Rande von Tasmaniens Hauptstadt Hobart. 

 

Ich schaute mir die Seite an und stellte fest, dass es dort wirklich schöne alte Dinge zu ersteigern gab. Alte Autos, alte Maschinen, Schmuck, Uhren, Stempel ja sogar Spirituosen. Dazwischen ein paar Dokumente, aber keine Wertpapiere. Immer wieder „verirrte“ ich mich in den folgenden Jahren auf die Seite und nie fand ich ein Wertpapier. In solchen Fällen fängt man manchmal an ein wenig zu resignieren und ist schon geneigt den Link aus den Favoriten zu löschen. 

Nun ich kann nur jedem raten, machen sie es nicht. Vor etwa 5 Wochen habe ich erneut die Seite aufgerufen und was ich fand war eine kleine Sensation. Eine Aktie der Van Diemen‘s Land Company aus dem Jahr 1826. 

Die Van Diemen’s Land Company ist eine der ältesten australischen Gesellschaften und die älteste Gesellschaft, die im heutigen Tasmanien beheimatet ist.  Von Londoner Kaufleute zur Unterstützung der britischen Textilindustrie durch Schafzucht gegründet, ist sie heute eine Art landwirtschaftliche Genossenschaft, die überwiegend in der Milchindustrie aktiv ist. In der langen Geschichte gab es neben vielen positiven Aktivitäten wie der Bau der Emu Bay Railway, aber auch unrühmliche Kapitel. So zahlte die Gesellschaft in den 1830er Jahren eine Abschussprämie für den Tasmanischen Tiger, was schließlich zum Aussterben dieser Art führte.

Das aufgetauchte Stück ist sozusagen als Sahnehäubchen auch noch auf (Sir) Henry Digby ausgestellt, er war Offizier der Royal Navy und manövrierte die „Africa“ unter dem Befehl von Lord Nelson in der Schlacht bei Trafalgar.

Jeder Sammler kann sicher nachvollziehen, was der Anblick dieser Aktie in mir auslöste. Ohne Zweifel ein museales Stück, dass hier in einer kleinen Auktion auftauchte und mir in der Nacht vom 19. auf den 20.6. den Schlaf rauben sollte. Ich nahm mit dem Auktionshaus Kontakt auf. Dort war man verständlicher Weise etwas erstaunt, dass ein Deutscher Interesse an diesem Wertpapier hatte. Doch nach einem kurzen Gespräch erlaubte man mir telefonisch mitzubieten, wenn mir die Uhrzeit 2:30 MESZ nichts ausmachen würde. 

Ich glaube ich war in den letzten 20 Jahren nicht mehr so nervös vor einer Auktion. Klappt die Telefonverbindung, gibt es viele Interessenten, habe ich überhaupt eine Chance das Stück zu ersteigern. In der Nacht schließlich ein sehr intensives Bietgefecht mit den im Saal anwesenden australischen Sammlern mit einem Happy End. Nun kann ich es kaum erwarten und freue mich darauf wie Weihnachten, dieses unscheinbare aber geschichtlich so fantastische Papier in den nächsten Tagen in Händen halten zu dürfen.

Wie spannend und fesselnd ist doch unser Hobby und wie großartig sind die Wertpapiere um die wir uns bemühen.  Suchen wir weiter nach ihnen - es lohnt sich.

Hamburg / Würzburg 18. April 2015

Höhen und Tiefen bei Matthias Schmitt und dem HWPH. USA und Reichsmark Titel enttäuschend. Sehr stark dagegen DM Papiere und die Top 50. Zu Russland un den Geldscheinen kann ich leider nichts sagen. Die gut besuchte Auktion wurde den im Vorfeld gemachten Erwartunge gerecht. Überragend (diese Wort benutze ich wirklich selten) DM Papiere. Die Preise steigen und steigen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann hier für Stücke 1.000 Euro und mehr gezahlt werden. Alles was selten ist läuft heute schon den RM Stücken den Rang ab. Manchmal schon ein wenig frustrierend wenn ein DM Papier mit mittlerer Verfügbarkeit, einem RM Stück, dass zum ersten Mal auftaucht um 100 Euro und mehr voraus ist.

Besonders negativ fielen dieses Mal die US Stücke auf. Hier war vom schwachen Euro nichts zu merken. Gefühlte Rücklose >90%. Schade, aber offensichtlich erfolgt die Erholung des US-Markts nicht auf breiter Front. Topstücke wie die Compagnie der New Yorck unter den Top 50 laufen dagegen. Wie überhaupt die Top 50 eine extrem hohe Zuschlagsquote und starke Ergebnisse brachten. Gut für das Auktionshaus, denn schließlich wird dort das meiste Geld verdient. Matthias Schmitt kann, vorbehaltlich eines ordentlichen Ergebnis im Russland Teil und bei den Geldscheinen recht zufrieden sein. 

Auch wenn HWPH wie immer sehr schnell ist mit den Ergebnissen, die Resultate über 2.000 Euro Ausruf oder Zuschlag. Nicht ohne vorher Beispiele für die Hausse

Lose 486 und 487 Bayer Specimen Ausruf jeweils 90 Zuschlag 200

Los 488 Frosta AG Ausruf 85 Zuschlag 210

Lose 544 und 545 Passage Kaufhaus AG, 1961 Ausruf jeweils 80 Zuschlag 190 bzw. 210

 

Los Titel Datum Ausruf Zuschlag
592 Compagnie de New-Yorck 28.06.1793 3.000,00 € 4.900,00 €
593 Oude West-Indische Compagnie 10.11.1662 5.000,00 € 7.000,00 €
594 Oost-Indische Compagnie (V.O.C.) 02.02.1740 2.500,00 € 2.800,00 €
601 Foreenede Pram- og Steenförer-Laug 16.03.1785 4.000,00 € 4.200,00 €
602 Kongelige Octroijerede Danske Asiatiske Compagnie 21.03.1835 2.000,00 € ?
610 Kawasaki-Meguro Ltd. 00.00.1963 2.000,00 € 0,00 €
612 Fabrica de Faiancas das Caldas da Rainha 30.06.1884 2.000,00 € 2.000,00 €
613 Malz-Fabrik Mellrichstadt 30.12.1883 3.500,00 € 3.600,00 €
615 Aktienbrauerei zum Hasen vorm. J. M. Rösch 11.02.1899 2.500,00 € 4.200,00 €
617 Neue Augsburger Kattunfabrik 16.08.1889 2.500,00 € 2.500,00 €
618 Zwirnerei & Nähfaden-Fabrik Göggingen 01.01.1873 2.000,00 € 0,00 €
619 Wolfram Lampen AG 21.03.1906 2.500,00 € 2.500,00 €
620 Augsburger Segler-Club 01.01.1908 2.200,00 € 2.200,00 €
621 Bergbau- und Hütten-Actien-Gesellschaft zu Stolberg am Harz 01.07.1861 2.500,00 € 0,00 €
624 Zuckerfabrik Offstein 27.03.1899 1.200,00 € 2.200,00 €
627 BAVARIA, Schiffahrts- u. Speditions-AG 31.01.1919 1.200,00 € 2.400,00 €
628 Schiffswerfte und Maschinenfabrik (vormals Janssen & Schmilinsky) A.-G. 24.08.1888 1.800,00 € 2.200,00 €
630 Frankfurter Bank 01.06.1856 900,00 € 2.100,00 €
635 Aktien-Gesellschaft "Volta" / Société Anonyme "Volta" 1913 1.500,00 € 2.100,00 €
636 Société de la Manufacture Prokhorovsky Trekhgorny Montée par Actions / Prokhorovsky Trekhgorny Manufactory Company, Limited 1914 2.000,00 € 2.000,00 €
641 Société d’Industrie d’Irinovka-Schlusselbourg / Irinowka-Schlüsselburger Industriegesellschaft 1911 2.500,00 € 2.500,00 €

 

0 = kein Zuschlag

? Ergebnis verpasst

Angaben ohne Gewähr

Hamburg, 6. April 2015

HSK Ergebnis war fast wie erwartet. Anzahl zugeschlagene Stücke 50,6%. Etwas besser sogar die Zuschlagquote in Geld mit 56%. Hier machte sich offensichtlich bemerkbar, dass die angebotenen seltenen Blanketten sehr fair ausgerufen waren und ähnlich wie bei manchen DM-Papieren (auf anderem Niveau) der Markt dann einen deutlichen höheren Preis festlegte. Etwas überraschend der "Zuschlag" für die Bremer Tages Chronik. Die hatte ich als Rückgang wahrgenommen. 

Eine Woche nach der HSK Auktion, gab es einige schöne ebay Überraschungen. Kloster Lorch und Zoo Frankfurt. Zwei wunderbare Papiere. Überhaupt scheinen einige Händler ebay neu zu entdecken und so landen zwischenzeitlich immer wieder einmal mittelpreisige Papiere auf der Auktionsplattform. Die Auktion von Papierania wie immer ordentlich, aber die Zuschlagquote ist meines Erachtens ein kleines Problem. Schade, denn die Idee finde ich immer noch sehr schön. Überraschend stark dagegen Mario Boone. Das Angebot schien auf den ersten Blick problematisch, doch offensichtlich hatte Mario das richtige Gespür. Da ziehe ich meinen Hut, ebenso wie für das Angebot von Matthias Schmitt. Hier sind die Schifffahrtssammler gefordert. Emder Dampferkompagnie beide Stücke seit 20 Jahren nicht mehr angeboten, Bavaria letztmalig vor bestimmt 10 Jahren aufgetaucht und natürlich das Gründerstück Janssen & Schmilinsky. Letztmalig 2002 beim HSK versteigert und seit Jahrzehnten nur 3 Stücke bekannt.

Da auch für DM und Regionalsammler einige interessante Papiere in der Auktion enthalten sind, darf man auf die Zuschläge gespannt sein. DWA derzeit mit sehr gutem Ergebnis. Auch hier den Nerv der Sammler offenbar getroffen. Ein bunter interessanter Mix der mit einer hohen Zuschlagsquote belohnt wurde. Zusammengefasst kann man wohl von einem sehr guten 1. Quartal und einem tollen Ausblick für das folgende Jahr in unserem Sammelgebiet sprechen.

 

Hamburg, 1. März 2015

Gestern war Dreiklang in Hamburg. Wie in jedem Jahr eröffnete das Hanseatische Sammlerkontor für Historische Wertpapiere (HSK), die Präsenzauktionssaison in Deutschland. Nach dem Vortrag, der unter dem Motto "Maritime Kurzgeschichten" stand, konnte Michael Weingarten etwa 30 Bieter zur Auktion im Hotel Steigenberger begrüßen. Diese begann mit den "Auslandsteilen". Auffällig, der sich weiter erholende Markt für US-Papiere und ordentliche Zuschläge für chinesische Stücke. Der Rest der Welt, spielt wie ja eigentlich immer, Sondersituationen einmal ausgenommen, keine besondere Rolle im deutschen Auktionsgeschäft. 

In den dann folgenden regionalen Teilen, waren natürlich die neu aufgetauchten Blanketten zweier Druckereien der Renner. Dabei schoss die Aktie Dynamit-Actien-Gesellschaft, vormals Alfred Nobel aus dem Jahr 1890 (Ausruf  1.750 Euro), nach hartem Bietgefecht im Saal auf 7.500 Euro. Aber auch für andere Blanketten wurden Preise gezahlt, die teilweise über dem doppeltem Ausrufpreise lagen. Neben diesem "Kursfeuerwerk" war auffällig, dass die Regionalsammler auch seltene DM-Papiere durchaus mit stolzen Preisen bezahlten. 

Der Trend setzte sich nach der Mittagspause fort. Die deutschen Stücke vor 1945 waren außerhalb des Regionalteils, trotz eines guten Angebots nur selektiv gefragt. Es scheint derzeit einfach zu wenige Sammler für diese Papiere zu geben. Da bleiben selbst gute und seltene Stücke, obwohl fair ausgerufen liegen. Das sieht bei den DM-Stücken ganz anders aus. Alles was einigermaßen selten ist,  d.h. nach HSK Definition R10= 3-5 bekannte Stücke, wird verkauft. Als Außenstehender schaut man da teilweise nur staunend zu, wie selbst recht teuer ausgerufene Papiere leicht einen Käufer finden. Man darf gespannt sein wie sich dieses Marktsegment entwickelt. In jedem Fall ist das Preisniveau beinahe auf dem Niveau seltener RM-Papiere. 

Abschluss der Veranstaltung war wie immer ein kleiner Tauschbasar. Hier setzte sich der Trend fort, dass solche Basare zwar zur Kommunikation genutzt werden, aber die Umsätze sich in sehr engen Grenzen halten. Wie zufrieden der Veranstalter in diesem Jahr ist, lässt sich nur schwer sagen. Ich würde eine Zuschlagsquote von knapp 50% bei den Stücken schätzen, ob dies 50% auch die Hälfte des Gesamtausrufs ausmacht, muss auf Grund der Rückgänge einiger Spitzenwerte abgewartet werden. Auf jeden Fall ein gelungener Start ins  Jahr 2015, dass ohne Spekulation ein gutes Jahr für die Sammler werden kann, wenn sich positive Signale und Trends weiter bestätigen.

Die Zuschläge über 2.000 Euro: 

Los Titel Ausruf Zuschlag
30 Cayuga Lake Rail Road 15.09.1871 1.650,00 2.400,00
47 Denver and Middle Park Railway & Mining Co. 22.04.1874 1.500,00 2.200,00
52 European-American Tunnel Co. 23.01.1883 3.900,00 0
247 Cie. Impériale et Royale d’Assurance d’Anvers 14.01.1756 2.400,00 0
361 Bremer Tages-Chronik Norddeutsche Abendzeitung 01.03.1851 2.800,00 0
389 Elektrizitätswerk und Straßenbahn Braunschweig AG 01.01.1923 1.500,00 2.700,00
480 Vereinte Weser-Dampfschifffahrt 01.05.1843 3.500,00 3.500,00
518 Dynamit-AG vormals Alfred Nobel & Co. 01.01.1890 1.750,00 7.500,00
564 Neue Fünfte Assecuranz-Compagnie 01.01.1843 4.000,00 4.400,00
659 Actien-Verein für den Zoologischen Garten zu Dresden 01.10.1863 2.000,00 0
664 AG der Dillinger Hüttenwerke 10.03.1911 3.500,00 0
707 Bergbau- und Hütten-AG zu Stolberg am Harz 01.07.1861 3.300,00 0
832 Insterburger Tattersall AG Verein für Abrichtung und Verkauf edler ostpreussischer Pferde 15.02.1897 2.000,00 0
882 Neue AG zum Betrieb des Kurhaus-Etablissements zu Nauheim 10.12.1864 2.000,00 2.400,00
902 Preussische Boden Credit Actienbank 01.01.1873 2.500,00 0
939 Stadthalle Königsberg Pr. AG 09.11.1907 5.000,00 0

 

0 = kein Zuschlag

Angaben ohne Gewähr.

 

Hamburg, 3. Februar 2015

Mein Winterschlaf und die ersten Auktionen des Jahres 2015 sind vorüber. Einer ordentlichen Auktion von Vladimir Gutowski, stehen recht schwierige Auktionen von Spink gegenüber. Besonders die Schweizer Auktion litt unter der kurz zuvor beschlossenen Abwertung des Schweizer Franken.

Auf dem Auktionsmarkt der unbegrenzten Möglichkeiten (ebay) ist das Angebot erwartungsgemäß rückläufig. Weihnachten ist vorbei und die ersten Monate eines neuen Jahres sind meist schwächer. Um so gespannter darf man nun auf die erste große deutsche Präsenzauktion des Jahres in Hamburg sein. Ein gutes breites Angebot ohne die ganz großen Highlights, aber mit vielen guten Stücken im mittleren und oberen Preissegment. Besonders die Blanketten aus den Druckereien, darunter viele regional Stücke, sollten ihre Käufer finden.  

 

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