HWP-Tagebuch

 

Da die Auktionshäuser erfreulicher Weise immer schneller werden, machten die Auktionsberichte in der alten Form nur noch wenig Sinn. Stattdessen führe ich eine Art Tagebuch, in dem ich über Auktionen und sonstige Ereignisse berichte und denen ich sicher den einen oder anderen persönlichen Kommentar hinzufügen werde. 

 

 

Hamburg, 31. Dezember 2017

 

Es geht doch! So kann man das Jahr 2017 für unser Sammelgebiet wohl am besten beschreiben. Und wie es geht. Natürlich auch mit ein bisschen Glück, aber das hat bekanntlich nur der Tüchtige. Für den Sammler historischer Wertpapiere boten sich 2017 auf jeden Fall viele Möglichkeiten seine Sammlung mit tollen Papieren zu erweitern. War der Beginn des Jahres noch verhalten, so änderte sich dies mit den Herbstauktionen dramatisch. Unglaublich viele interessante Stücke kamen auf den Markt und als Sammler hatte man die Qual der Wahl. Besonders der deutsche Markt glänzte mit Topstücken wie schon lange nicht mehr. Jetzt mag man meinen ich schreibe über DM Wertpapiere, doch weit gefehlt, die Stücke vor 1945 besonders vor 1900 erlebten eine Renaissance. Selbst Altsammler kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Natürlich spielen hier besondere Einflüsse (Musterbuch, Archive etc.) eine große Rolle, doch es ist gut zu sehen, dass das Reichsbanktrauma nun hoffentlich der Vergangenheit angehört. Wenn es die Marktteilnehmer in den nächsten Jahren schaffen dieses Niveau zu sichern, dann ist das Sammelgebiet auf dem richtigen Weg, um auch für Investoren wieder interessant zu werden.

Nun gibt es neben dem deutschen Markt natürlich noch die ausländischen Märkte. Hier bleiben die langfristigen Trends intakt. China ist weiterhin sehr fest, aber auch für russische Papiere greifen Sammler tief in die Tasche, wenn die Qualität stimmt. Der US Markt bleibt dagegen etwas uneinheitlich. Das Sammelgebiet ist einfach riesig und die Sammler beschränken sich entsprechend auf ein relativ „kleines“ Sammelgebiet, in dem dann nur gute Stücke gute Preise erzielen. Die Vielfalt der US Papiere und die aus meiner Sicht nicht immer vorhandene Transparenz machen es schwer, den Preis für seltenere Stücke richtig einzuschätzen. Das sorgt immer wieder einmal für Unsicherheit, die sich dann im Markt wiederspiegelt. Ich glaube in all diesen Märkten steckt in den nächsten Jahren noch viel Potential.

Daneben verblassen die anderen ausländischen Märkte etwas. Zu Unrecht, denn besonders die europäischen Märkte bieten durchaus gute Chancen für den Aufbau interessanter Sammlungen auf einem Preisniveau das in vielen Fällen noch viel Papier fürs Geld bietet. Hier sei exemplarisch die über Jahre platzierte Sammlung Schweizer Eisenbahnen genannt. Der Preis für eine Sammlung dieser Güte dürfte für russische oder deutsche Eisenbahnen um ein vielfaches höher liegen.

Bleibt der Wermutstropfen ebay. Da nun mit den Reichsbankpapieren kein Geld mehr zu verdienen ist, hat man sich auf dieser Plattform nun noch die DM Sammler vorgenommen. Ich weiß, dass ich allen ehrlichen ebay Händlern nun nicht gerecht werde, aber diese Plattform mutiert zum Haifischbecken und nur mit großer Sachkenntnis kann der Sammler hier die richtigen Angebote auswählen. Die sind dann übrigens oft keine Schnäppchen, sondern entsprechen fast den Preisen von Präsenzauktionen.

Zum Schluss sei an dieser Stelle ein durchaus erfreuliche Ausblick auf die nächste Auktion von HWPH im Januar gewagt. Ein großartiges Angebot, dass die Serie der tollen Auktionen fortsetzt bzw. startet. Wenn das so weitergeht, werden die Budgets der Sammler auch 2018 ordentlich strapaziert.

 

Hamburg, 19. November 2017

 

Am letzten Donnerstag habe ich viel über Kautschuk gelernt. Im Rahmen des Sammlertreffens in Hamburg auf der "Stettin" hielt ein Sammler einen Vortrag und der war wirklich sehr interessant. Schön, wenn jemand sich mit einem Thema so auseinandersetzt und so viel erzählen kann. Ich glaube ich kann beurteilen wie lange man braucht um dieses tiefe Wissen aufzubauen und wie viel "Arbeit" in einem solchen Vortrag steckt. Schade dass nur ein gutes Dutzend Sammler anwesend waren, der Vortrag, die Umgebung und die Stimmung hätten mehr verdient gehabt.

 

Einen Tag vorher hatte ich bereits ein Erfolgserlebnis. Im Rahmen einer Auktion in Melbourne konnte ich 11 Minenpapiere für meine Tasmanien Sammlung für sagenhafte 276 AUD inkl. Provision ersteigern. Ein Grund zur Freude, aber auch ein Grund zum Nachdenken.

Werden geschichtsträchtige Papiere und damit sind nicht nur Wertpapiere gemeint, weltweit so wenig geschätzt? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Schließlich erzielen seltene Banknoten, Handschriften und Bücher auch Spitzenpreise. In diesen Bereichen scheint es praktisch kein Limit nach oben zu geben. Auffällig ist dabei das hohe Zuschläge auch in diesen Märkten keine Selbstläufer sind. Immer dann wenn es sich jedoch um nachweisbar sehr seltene Stücke handelt, die geschichtsträchtig sind und deren Provenienz sich lückenlos darstellen lässt, kann sich der Verkäufer meist über einen schönen Erlös freuen.

 

Apropos freuen, gefreut habe ich mich auch, als ich bei Recherchen im Internet auf die Seite des Deutschen Aktieninstituts www.dai.de gestoßen bin. Dort wird 2 mal im Jahr eine Broschüre (Halbjahresbericht der Gesellschaft) mit der Bezeichnung "Kurvenlage" veröffentlicht. Sie enthält neben vielen Informationen zum Thema Aktien auch seit 2014 immer einige informative Seiten zum Thema Historische Wertpapiere. Ich finde es toll, dass in einer solchen Broschüre unser Sammelgebiet präsentiert wird, wobei auch der Rest der Broschüre sehr lesenswert ist, was nicht zuletzt an der originellen grafischen Darstellung liegt.

 

 

Frankfurt, 30. September 2017

 

Man mag sagen wie erwartet, doch das wird der Veranstaltung am Samstag, den 30.9. im NH-Hotel Frankfurt nicht gerecht. Die Freunde hatten wie schon Ende August geschrieben, ein außergewöhnliches Angebot an sehr schönen und extrem seltenen Stücken. So konnten Michael Weingarten und Jörg Benecke trotz bestem Herbstwetter viele Sammler in den Auktionssaal locken. Besonders nach der Mittagspause füllte sich der Saal. Deutschland vor 1945 wollte sich dieses Mal keiner entgehen lassen.

 

Doch beginnen wir am späten Vormittag. Traditionell wurden zuerst ausländische Stücke versteigert. Keine leichte Aufgabe, aber die angebotenen US-Eisenbahnen stießen auf Interesse und brachten teils beachtlich Ergebnisse. So kletterte ein Bond der Louisville, Cinncinnati & Lexington Railroad aus dem Jahr 1873 von 450 auf 1.100 Euro. Ein schönes Ergebnis, dass durch weitere Zuschläge, auch bei den Confederates untermauert wurde. Schwieriger gestaltet sich die Platzierung europäischer Stücke. Hier ging die Sammlung Schweizer Eisenbahnen in die Einzelversteigerung. Dabei blieben die "teuren" Stücke liegen, während die günstigeren Papiere manchen Käufer fanden. Russland und China spielten im Angebot nur eine untergeordnete Rolle. Einen schweren Stand hatten die von der Frankfurter Börse stammenden ausländischen Belegstücke von FIAT. Sie blieben leider ebenso ohne Zuschlag, wie der komplette Satz der Hispano Suiza.

 

Nach der Mittagspause der mit Spannung erwartete Teil Deutschland vor 1945 mit Musterstücken und weiteren Highlights. Auch wenn in diesem Teil nicht alle Stücke versteigert werden konnten, so gab es doch viele spannende Bietgefechte und einige spektakuläre Zuschläge. Ob dabei ein Gründerstück BMW für 21.000 Euro mit der Anleihe des Frankfurter Zoos vergleichbar ist, muss jeder für sich bewerten. Meine persönliche Meinung ist (obwohl ich gebürtiger Frankfurter bin), dass dieses tolle Gründerstück noch verhältnismäßig günstig war. In anderen Fällen wie z.B. der Maindampfschleppschifffahrt bin ich mir da nicht so sicher.

 

Auf jeden Fall kamen in dieser Phase der Auktion die gut 40 anwesenden Sammler voll auf ihre Kosten und der manchmal ja schwierige Teil Deutschland vor 1945, war nicht nur wegen der hohen, sondern auch wegen der in der Breite erfolgten Zuschläge ein schöner Erfolg.

 

Da ich direkt nach dem leider nicht so prickelnden Reichsbankteil den Saal verlassen musste, beinhaltet mein Fazit dieses Mal nicht den DM-Teil. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich eine erfolgreiche Auktion beobachtet, die nach ordentlichen Zuschlägen am Vormittag, am Nachmittag auf der Basis eines tollen Angebots sehr erfolgreich war und gezeigt hat, wieviel Schwung und Begeisterung im Markt vorhanden ist. Es wäre schön in der Folge weitere Auktionen zu sehen, die diese Begeisterung weiter tragen.

 

Ergebnisse der Stücke über 2.000 Euro Ausruf bzw. Zuschlag.

0,00 = kein Zuschlag, --- nicht aufgerufen.

 

 

Los Titel   Ausruf Zuschlag
4 American Express Co. 21.05.1853 5.500,00 5.500,00
297 South Sea Company 23.10.1723 3.500,00 0,00
303 FIAT S.p.A. (10 Stücke) 6.000,00 0,00
402 Deutsch-Russische Handels- und Industrie-Bank 27.01.1873 2.200,00 ---
Sammmlung Schweizer Bahnen 18.000,00 0,00
498 Niesenbahn-Gesellschaft 15.12.1908 2.900,00 0,00
511 Spiez-Frutigen-Bahn 01.05.1901 3.800,00 0,00
544 Strassenbahn Altdorf-Flüelen AG 01.02.1906 3.500,00 0,00
555 Companhia Real de Toledo unida a la de Extremadura 08.05.1748 2.500,00 0,00
594 Actien-Zuckerfabrik zu Osterwieck 13.05.1884 2.000,00 2.000,00
631 Bayerische Motoren Werke AG 13.08.1918 10.000,00 21.000,00
735 Flensburger Export-Brauerei 01.08.1889 2.000,00 2.000,00
741 Frankfurter Turn-Verein 25.09.1876 3.000,00 3.300,00
796 Hörder Bergwerks- und Hüttenverein 01.07.1867 6.000,00 0,00
802 Zahlungsanweisung Johann Wolfgang von Goethe 26.02.1828 3.800,00 4.800,00
827 Kurhessische priv. Leih- und Kommerz-Bank 01.07.1841 7.500,00 8.800,00
850 Maindampfschleppschifffahrt AG in Würzburg 01.01.1886 2.500,00 4.500,00
857 Metallbergbau-Verein Friedrich im Rammelsberge 04.01.1864 2.000,00 0,00
862 Münchener Tierpark AG 30.01.1929 2.200,00 0,00
867 Neue Zoologische Gesellschaft 31.10.1874 20.000,00 20.000,00
883 NORIS-Versicherungs-AG 27.03.1918 2.000,00 2.100,00
885 Oberrheinische Versicherungs-Gesellschaft 14.10.1886 2.000,00 0,00
911 Sammlung Dt. Eisenbahnaktien im Album (108 Stücke) 2.000,00 0,00
915 Schloßbrauerei Schieritz GmbH 15.02.1904 2.500,00 0,00
916 Schnellpressenfabrik Koenig & Bauer AG 12.07.1920 2.000,00 2.000,00
968 Theater-Verein zu Elberfeld 02.06.1871 4.500,00 0,00
984 Vereinte Weser-Dampfschifffahrt 01.01.1845 2.500,00 2.500,00
990 Werra-Eisenbahn  01.11.1856 2.500,00 0,00
997 Zellstofffabrik Waldhof 03.12.1907 2.000,00 2.000,00
1002 Aachen-Mastrichter Eisenbahn-Gesellschaft 15.10.1852 2.500,00 0,00
1038 Leipziger Palmengarten 01.04.1898 2.500,00 0,00

 

Allen Angaben ohne Gewähr

 

Hamburg, 25. August 2017

 

Das Ende der Sommerpause naht und das freut die Sammler, denn es wird ein großartiger Herbst. Papierania beginnt und hat neben vielen Nummer 1 Stücken auch noch eine bis dato unbekannt Düsseldorfer Brauerei im Angebot. Zwei Wochen später die Freunde in Frankfurt mit über 30 Papieren !, deren Ausruf bei 2.000 Euro oder darüber liegt. Dabei die Gründeraktie BMW und die Anleihe Frankfurter Zoo von 1874. Schließlich Vladimir Gutowski mit seiner Fernauktion im November und den Gründerstücken von Hoechst, Bayer und der Frankfurter Bank. Kurz gesagt - das ist der helle Wahnsinn !

 

Jeder der dieses Tagebuch liest wird natürlich auch die kritischen Töne lesen, doch was dieses Angebot betrifft, so muss man sehr lange zurück blicken um etwas vergleichbares zu finden. Auf jeden Fall viele tolle Gelegenheiten die Sammlungen mit wirklich fantastischen Papieren zu ergänzen.

 

Hamburg, 1. August 2017

 

Nein, ein Musterbuch oder Gründerstücke sind mir nicht in die Hände gefallen, dafür aber andere Stücke verbunden mit einer schönen Geschichte.

 

Manchmal braucht es auch eine Portion Glück, wie meine kleine Geschichte zeigt, die im August 2006 mit der 22. Auktion des HSK begann. Ich haderte dort mit einem Schiffszertifikat und drei Messbriefen des aus Stahl gebauten Dampfers "Seelotse". 150 Euro sollte das Lot kosten, doch ein Schiffszertifikat ist kein Schiffspart. Kein Gebot, dass Lot blieb liegen und ging in die Warteschleife.

Ich hatte es schon vergessen, da tauchte es im Jahr 2013 in der 103. FHW Auktion in Berlin unter der Rubrik "Halbe Preise" wieder auf. Dieses Mal ließ ich mich, warum auch immer, zu einem Gebot hinreißen und bekam das Lot des Dampfers "Seelotse" für 90 Euro zugeschlagen. Die Belege dümpelten danach eher vernachlässigt als Anhang in meiner maritimen Sammlung.

 

Gut vier Jahren nach dem Kauf weiß ich, dass dieses Lot offensichtlich auf mich gewartet hatte. Anfang Juli 2017 bekam ich aus Lübeck eine Email. Ein Mann hatte "Patentscheine" eines Schiffs mit dem Namen "Bürgermeister Lafrenz" im Nachlass eines Familienangehörigen gefunden und war über meine Homepage auf mich gestoßen. Nach Rückfrage schickte er ein Bild und fragte, ob die Papiere einen Wert hätten und was er damit am besten machen solle. Ein Blick auf das Bild und die Sache war klar. Es handelte sich, ähnlich wie beim Dampfer "Marie", um Partenscheine auf Basis eines Schiffszertifikats. Ich schrieb dem Herrn ein paar Zeilen mit dem Link zum Auktionsergebnis der "Marie" und einigen Optionen. Die reichten von: als Erinnerung behalten, Verkauf über einen HWP Händler, Auktionseinlieferung, Internetauktion auf ebay etc., bis letztlich zum Verkauf an mich, da mir das Stück noch fehlte.

 

Nach ein paar Tagen Bedenkzeit, meldete sich ein freundlicher Herr und in einem kurzen Telefonat, vereinbarten wir ein persönliches Treffen in Lübeck. Während diesem interessanten und informativen Treffen, verkaufte er mir die vier ihm bekannten Papiere. Mit dem Erlös (Preisbasis war die „Marie“) kann er glaube ich sehr zufrieden sein.

 

Natürlich hatte ich im Vorfeld des Treffens etwas recherchiert, aber erst danach wurde mir klar, wie gut der neue  Partenschein in meine Sammlung passt. Es handelt sich bei der "Bürgermeister Lafrenz" um die 1908 bei der Schiffswerfte und Maschinenfabrik (vorm. Janssen & Schmilinsky) in Hamburg gebaut "Seelotse". Sie war 1921 verkauft worden, wurde in "Bürgermeister Lafrenz" umbenannt und fuhr bis 1951 für die Fehmarn Linie. Was für ein Sammlerglück! Nicht genug, dass ich ein neues Stück für meine Sammlung habe, der einst verschmähte Dampfer „Seelotse“ ist nun der Vorläufer des Partenscheins und tolle Ergänzung einer Aktie.

 

Partenschein und Schiffszertifikat sind mit mehr Informationen unter den Stahlschraubendampfern und den Schiffsbriefen zu finden.

 

Hamburg, 13. Juli 2017

 

Manchmal muss ich schon tief Luft holen. War ich vor einigen Tagen noch optimistisch, was die Preise auf ebay betrifft, so bin ich nun wieder auf dem Boden der Tatsachen. Ich dachte (offensichtlich ein Fehler) die Preise auf ebay wären langsam aber sicher etwas stabiler und die Anbieter würden etwas vernünftiger. Ja, es schien so, als wären die 1-Euro-Zeiten und die Überflutung durch Massenware langsam am Ende. Ein Trugschluss! Man mag über die Qualität der auf ebay angebotenen Stücke streiten, doch was dort einzelne Händler abliefern, schadet zu oft allen seriösen Händlern und dem Sammelgebiet.  

 

Es werden nämlich massenweise Papiere unter dem Deckmäntelchen Privatverkauf angeboten. Über 1.000 Bewertungen über 100 Lots und/oder Papiere dauerhaft im Angebot - als Privatperson? Leider kein Einzelfall und übrigens auch in anderen Rubriken zu finden. Schlimm, dass es keine Möglichkeit gibt hier einen Riegel vorzuschieben. Dieses Verhalten ist in dem standardisierten Meldemöglichkeiten einfach nicht vorgesehen. Warum? Ein Schelm wer dabei böses denkt. So hilft wohl nur, solche Angebote und die entsprechenden Händler möglichst zu meiden. Sollte es jedoch einmal zum Äußersten kommen und man gibt ein Stück an einen solchen Anbieter zurück, so würde ich jedenfalls den Konflikt nicht scheuen. Es wird für diese Anbieter sehr schwierig ihre "Privatverkäufe" juristisch zu untermauern.

 

Bleibt ein Hinweis auf die weißen Schafe. Schön zu hören, dass Dieter Reinhold einen Vortrag in Berlin gehalten hat und offensichtlich sehr positives Feedback bekam. Vielleicht ja auch einmal ein Kandidat für den Dreiklang in Hamburg. Keine Kandidatur, aber ein Lob bekommt auch das Video zur Ausstellung in Madras https://www.youtube.com/watch?v=hpZ_EdC9aCM. Was übrigens den Erwerb von Stücken betrifft, schauen Sie doch einfach einmal wieder beim Händler ihres Vertrauens auf die webside. Er macht Ihnen wenn Sie fragen vielleicht ja auch einen guten Preis.

 

Hamburg, 6. Juni 2017

 

Wow, da hat die Berliner Auktion doch eine Zuschlagsquote von über 50% in Stücken und in Geld gehabt. Glückwunsch, ich hätte nicht gedacht, dass das Buch so stark war. Kann man aber bei diesem Versteigerungssystem auch nicht erkennen.

 

Weiterer Grund für gute Laune ist die alte Blankette der Flensburger Schiffsbau. Die gab es auf ebay für 89 Euro! Da ich bis dato nur ein weiteres Stück dieser Art kenne, ist die Freude entsprechend groß. Stück ist natürlich schon online, wie übrigens auch die Geschichte Rhederei vereinigter Schiffer, Breslau.

 

Das tröstet dann doch über die wenigen Sammler hinweg, die den Weg in den Auktionssaal fanden. Es ist einfach nur schade, dass sich die Veranstalter, damit meine ich nicht nur FHW, um eine gute Stimmung im Markt bemühen (und die war wirklich gut) und keiner bekommt es mit. Werde in jedem Fall meine Rubrik Termine weiter pflegen, wer dort reinschaut hat jedenfalls eine Chance zu planen.

 

 

Berlin, 3. Juni 2017

Zum Beweis der Wiederaufnahme meiner Sammlertätigkeit folgte nun, nach einem sehr schönen Treffen der ehemaligen aktiensammler Redaktion Ende Mai in Aachen, der Besuch der FHW Auktion in Berlin.

An neuem Standort im Scandia Hotel, Potsdamer Platz präsentierten die Freunde am 3. Juni ihre 111. Auktion. Dem launigen Vorwort des Auktionskatalogs war schon zu entnehmen, dass nach dem teilweisen Rückzug von Michael Weingarten, Jörg Benecke die Leitung der Veranstaltung übernahm.  

Bei anfänglich gutem Wetter wurde pünktlich um 11.00 Uhr mit den Auslandslosen begonnen. Überraschender Weise ohne chinesische Stücke, was jedoch nicht besonders auffiel. Zwar war das Interesse im Saal eher gering, doch die Stücke aus den USA, Österreich und dem Baltikum waren sehr gut vorbeboten. Auffällig die guten Preise für seltenere US Railways und für österreichische Papiere aus dem Reichsbankschatz.  

Es folgten gut 460 Lose, die zu 50% ihres ehemaligen Ausrufs angeboten wurden. Wer glaubt dies sei ein Selbstläufer irrt. Wenn es für ein Stück derzeit keinen Markt/Sammler gibt, kann der Preis noch so verlockend sein, es bleibt liegen. Trotzdem natürlich eine hohe Zuschlagquote für die Sonderangebote. 

Nach der Mittagspause waren die deutschen Wertpapiere an der Reihe. Die beiden Teile „vor 1945“ und „aus dem Reichsbankschatz“ wie gehabt, mit mäßigen Zuschlägen. Auffällig jedoch das Interesse an Kölner Papieren. Im DM Teil dann ein besseres Ergebnis, doch merkt man hier sehr deutlich, dass neben der Massenware, nun auch Stücke die häufiger angeboten werden ein wenig stagnieren.  

Mein Fazit fällt trotz der sehr positiven Grundstimmung bei den in Berlin Anwesenden leider etwas betrübt aus. Mit geschätzt etwas über 40% Zuschlagsquote - in Geld knapp darunter – eine Auktion im Trend, wie sie sich seit Jahren in Berlin bewährt hat. Betrübt war ich über das Echo der Sammler. Alle 2 Jahre ist Berlin im Kalender der Präsenzauktionen und dann schaffen es nur knapp 10 echte Sammler die Auktion zu besuchen. Nun ja, schieben wir es 'mal auf das regnerische Wetter, dass sich im Laufe des Tages durchsetzte.

Wie immer noch die Ergebnisse der Auktion für Stücke über 2.000 Euro Ausruf oder Zuschlag:

Los

Titel

Datum

Ausruf

Zuschlag

186

Rio Grande and Texas Land Company

21.06.1836

5.000,00

0

469

Schuldbrief, Wir Joseph der Zweyte von Gnaden erwählter Römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches,...

19.03.1786

5.000,00

0

677

Danske West-Indiske og Guineiske Compagnie

30.07.1733

5.000,00

8.800,00

1086

Elb-Amerikanische Compagnie

02.01.1825

4.000,00

0

1093

F. Wöhlert'sche Maschinenbau-Anstalt und Eisengiesserei AG

01.02.1872

4.000,00

0

1096

Frankfurt a.d.O.-Leipziger Chaussee-Gesellschaft

03.06.1858

6.000,00

6.000,00

1131

Hütten-AG Leopold

31.12.1858

3.000,00

0

 Diese Angaben natürlich ohne Gewähr

 

Hamburg, 25. Mai 2017

 

Endlich funktioniert der neue Rechner wie ich es möchte und auch der Zugriff auf die Daten ist wieder möglich. So schnell wie heute ein Rechner gekauft und angeschlossen ist, so mühsam ist es anschliessend alle Programme wieder an den Start zu bringen und die Daten zu überspielen. 

 

Da während der letzten Monate auch noch einige private Baustellen zu klären waren, steige ich erst jetzt wieder ins Geschehen ein und gönne mir einen kleinen Rückblick. Der HSK Vorlage aus dem Februar folgten ja einige Auktionen. Papierania, AWS, Mario Boone, HWPH, Fernauktion Gutowski und natürlich Spink, London. Der Blick in die Ergebnislisten läßt für "Außenstehende" den Schluss zu, dass sich im Rahmen dieser Auktionen einige Trends festigten. International bestimmen die chinesischen Papiere derzeit den Markt. Egal ob Spekulation oder wirkliche Nachfrage, die Umsätze stimmen in diesem Segment. Gut behauptet zeigt sich auch Russland. Besonders seltene Stücke oder neue Papiere erzielen gute Preise. Dagegen scheint die Erholung am US Markt schon vorbei. Schade, schlummert hier doch ein sehr interessanter Markt weiter vor sich hin.

 

Für die deutschen Papiere bestätigt sich der Trend aus der HSK Auktion. Seltene DM Stücke bleiben weiter sehr gesucht und haben gute Zuschlagsquoten. In diesem Sog scheint sich nun auch wieder ein Markt für Stücke vor 1945 zu entwickeln. So waren vereinzelt auch seltene Reichsmarkpapiere sofern günstig ausgerufen, durchaus wieder gefragt.

 

Doch bei allem Optimismus, sich auf diesem Trend auszuruhen wäre die falsche Reaktion. Die Auktionsergebnisse darf man in der Sprache alter Börsianer als gut behauptet bezeichnen. Es gibt also noch Luft nach oben.

 

 Altes Papier zu sammeln, ja ich gehe soweit zu sagen Sammeln überhaupt, ist einfach für viele Menschen (noch) nicht "sexy". Hinzu kommt, dass unser Hobby ein Verständnis für Geschichte und Wirtschaft vorraussetzt und damit verbunden wohl auch eine gewisse Reife. Nur wer diese Eigenschaften mitbringt, wird bereit sein die Geschichte hinter den Papieren zu schätzen und damit Zeit und Geld in eine Sammlung zu investieren. Keine einfache Aufgabe diese Menschen in diesen reizüberfluteten Zeiten zu finden, in denen viele nur Schnäppchen jagen während Qualität und Beständigkeit oft nicht geschätzt werden.

 

Nun sind alle Marktteilnehmer aufgefordert diese Situation zu verändern. Ich persönlich finde, dass die Wege die EDHAC und IBSS gehen schon gute Ansätze aufzeigen. Präsenz im Internet und in den "sozialen" Netzwerken sind eine gute Grundlage. Doch fehlen meines Erachtens die klassischen Medien. In der Presse und im TV kommt unser Hobby praktisch nicht vor. Klar, leicht gesagt schwer getan, doch ein Neusammler möchte auch zeigen wie toll und populär sein Hobby ist.

 

Zum Schluß an dieser Stelle noch ein Wort in eigener Sache. Es ist mir klar, dass nicht jede Zeile dieses Tagebuchs auf die Zustimmung einzelner Maktteilnehmer stößt. Doch eine Debatte braucht unterschiedliche Meinungen und Sichten auf ein Thema. Darüber hinaus ist nicht das Tagebuch die Hauptsache dieser Homepage. Über 100 maritime Firmengeschichten, 20 Geschichten zu Schiffen mit insgesamt über 300 abgebildeten Stücken, haben dazu geführt dass die Seite unter anderen von Wikipedia verlinkt wird und wöchentlich Anfragen beim Autor eingehen. Vielleicht auch weil er als Nur-Sammler unabhängig von wirtschaftlichen Interessen eine Meinung hat.     

 

 

Hamburg, 26. Februar 2017

 

Ouo vadis, war man geneigt auszurufen, nach den Ergebnissen der letzten Präsenzauktionen in 2016. Nun abschließend lässt sich dies auch nach der gestrigen Auktion des Hanseatischen Sammlerkontors im Hamburger Steigenberghotel natürlich nicht sagen, doch mögliche Wege waren erkennbar. Nach dem interessanten Vortrag von Klaus Schiefer zur Diversifikation im deutschen Versicherungswesen, startete Michael Weingarten die Auktion und schnell wurde ein "Dilemma" deutlich -wenig Zeit für viele Lose. Bereits bei den ausländischen Stücken mischte der Saal nämlich fleißig mit. Gefragt waren neben den baltischen Republiken, seltene Stücke aus Russland, USA und China. Eher mäßig dagegen die Nachfrage nach Skandinavien und dem "Rest der Welt".

 

Der Tradition entsprechend folgten die norddeutschen Bundesländer, die trotz Zeitnot wie immer vollständig aufgerufen wurden. Hier gab es gute Ergebnisse, auch wenn nicht jedes Topstück in diesem Bereich einen Käufer fand. Mein persönliches Highlight war die Versteigerung eines Wertpapiers unter Zugabe der hausgemachten norddeutschen Quittenmarmelade. Was mache ich jetzt bloß mit dem Papier?  :-))   

 

Der Teil Deutschland vor 1945 brachte dann das bekannte Auf und Ab. Tendenz gefühlt etwas besser als Ende 2016. Deutlich stabiler dagegen der Teil Deutschland nach 1945. Nicht mehr so euphorisch wie noch vor Jahren, doch sehr lebendig mit guter Zuschlagsquote. Zur angebotenen Sammlung (Los 1087) sei noch erwähnt, dass ich nach der Besichtigung den niedrigen Ausrufpreis und den Zuschlag gut verstehen kann. Nein, dass waren nicht die seltensten Papiere, doch wenn man gesehen hat wie viel Mühe sich der Sammler bei der Pflege der Sammlung gegeben hat, ist der Zuschlag sicher sehr, sehr fair. Ich hoffe die Stücke gingen an einen Sammler, der diese wirklich schöne Sammlung weiterentwickelt.

 

Den Abschluss des Tages bildete ein kleiner, eher familiärer Basar bei dem es ausreichend Gelegenheit gab über Ergebnisse, Stücke und Sammlungen zu diskutieren.   

 

Auch ein Fazit soll an dieser Stelle nicht fehlen. Meines Erachtens zeigte die Veranstaltung sehr schön, dass durch die Erschließung neuer Sammelgebiete wie "Baltische Republiken" und durch die Erweiterung lebendiger Sammelgebiete wie "DM-Stücke" sehr wohl neue Sammler gewonnen werden können. Andere Sammelgebiete wie z.B. Deutschland vor 1945 müssen eine solide Basis finden und darauf aufbauend ihre Topstücke vermarkten. Ich bin sehr gespannt, wem dies in den nächsten Auktionen am besten gelingt.    

 

Dem HSK jedenfalls scheint es gelungen zu sein, auch wenn leider nur etwa 25 Sammler und Händler anwesend waren, sollte dies dem Ergebnis keinen Abbruch getan haben. Gefühlte solide Zuschlagsquote von etwa 45%. Dabei folgende besondere Ergebnisse.

 

 

Los Titel Datum Ausruf Zuschlag
6 China Railway & Mining Corp. 08.08.1900 3.000,00 0
13 Government of the Chinese Republic, Lung-Tsing-U-Hai Railway (4 Bonds) 4.000,00 4.000,00
31 Bangor and Piscataquis Railroad 26.07.1869 1.000,00 2.600,00
109 Petersen's American Aerial Navigation Co. 02.01.1883 2.000,00 2.600,00
125 Republica Mexicana - Tesoreria General 27.11.1843 500,00 4.400,00
179 Gouvernement Imperial de Russie - Second Emprunt d’Orient 01.01.1878 2.000,00 3.400,00
349 Actien-Zuckerfabrik zu Osterwieck 13.05.1884 2.000,00 2.200,00
497 Neue Spar-Casse der Freien Hansestadt Bremen 29.04.1882 3.500,00 3.800,00
535 Spar-Casse in Vegesack 05.04.1879 2.800,00 3.700,00
661 Holsten-Brauerei 01.01.1909 2.000,00 0
682 Orientalische Bergbau-Gesellschaft 26.06.1878 1.500,00 2.600,00
759 Rostocker Vereins-Bank 02.01.1873 3.000,00 0
770 Tönninger Dampfschifffahrtsgesellschaft 31.12.1872 3.500,00 0
848 Deutschland - Versicherungen (Konvolut mit 106 Stücken im großen A2-Album) 2.000,00 0
855 Eisenhütten-AG Blücher 01.03.1858 6.000,00 0
891 Gewerkschaft in Vereinigten tiefen Hülf-Stolln bei Bärenstein 11.11.1852 2.000,00 2.450,00
937 Königsstädtischer Theater Actien Verein 01.12.1822 4.000,00 0
988 Perpetuum Mobile 12.10.1849 4.000,00 0
1087 Deutsche Wirtschaftsgeschichte auf Aktien - Konvolut (über 1800 Wertpapiere in 21 Ordnern) 1.800,00 3.200,00

Angaben ohne Gewähr

 

PS.:

Liebe Sammler, ihr alle wollt Präsenzauktionen und interessante Gespräche, es wäre schön mehr von Euch auf diesen Auktionen zu sehen. Ja, dass kostet etwas Überwindung, doch wenn jeder mindestens eine Auktionen pro Jahr besuchen würde, würde unser Sammelgebiet davon auch profitieren. 

 

Hamburg, 17. Februar 2017

 

Mit den Auktionen von DWA (Online Auktion), Spink Hongkong bzw. New York und der Fernauktion von Vladimir Gutowski sind die ersten Auktionen auch schon gelaufen. Ebenfalls abgeschlossen ist die Auktion von Archives International. Ein US-Auktionshaus in New Jersey für Banknoten, Münzen und historischen Wertpapieren, dass sich international zu einer festen Größe entwickelt hat. Besonders Liebhaber von US Papieren können hier manch schönes Stück für ihre Sammlung finden.

 

Da wenn man sich die Ergebnislisten ansieht (und etwas anderes bleibt einem als Sammler kaum übrig), sich wie erwartet ein sehr unterschiedliches Bild ergibt, kann wie in den Vorjahren daraus aber noch kein wirklicher Trend für den HWP Markt 2017 abgeleitet werden.

 

So richtet sich der Blick besonders der deutschen Sammler nach Hamburg, wo am 25. Februar die Auktion des Hanseatischen Sammlerkontors stattfindet.  Ich bin gespannt, wie die Sammler Vortrag und das zum Teil sehr interessante Angebot annehmen. Besonders spannend finde ich übrigens Los 1087 auch wenn ich die Qualität der Stücke nicht kenne. Über 1.800 Wertpapiere in 21 Ordnern für 1.800 Euro. Weiter geht es danach mit Papierania, deren Angebot ebenfalls schon online ist. Hier findet der Sammler alles aus Papier. Eine Alternative um historische Wertpapiere in einem anderen Kontext zu vermarkten.

 

 

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